Hanoi ist die Hauptstadt von Vietnam und grade im alten Viertel (wo mein Hostel war) so unfassbar wuselig und laut, dass ich ein paar Tage gebraucht habe, um mich wohl zu fühlen. Der Verkehr auf den Straßen ist Wahnsinn und alle Hupen ständig. Nach dem geordneten, ruhigen Tokio ein kleiner Kulturschock.

Nur ein paar Minuten Fußweg entfernt von den kleinen, vollen, verwinkelten Straßen findet man dann noch ein ganz anderes Hanoi. Denn die Franzosen haben ihre Spuren hinterlassen. Während der französischen Kolonialzeit war Hanoi von 1833 bis 1945 Verwaltungszentrum der Kolonie Französisch-Indochina. Deswegen findet man auch breite, rechtwinklig zueinander liegende, baumgesäumte Alleen, Kirchen und Luxusvillen. Dafür wurden große Teile der alten Stadt zerstört. Aber beginnen wir mit meiner Anreise:

Mein Flug von Tokio nach Hanoi dauerte um die 6 Stunden und vom Flughafen fuhr ich mit einem Bus noch ungefähr eine Stunde bis in die Innenstadt. Mein Hostel lag in einer kleinen Nebenstraße, in der viele kleine Stände alles mögliche Essbare verkauften. Ich checkte ein und ging kurz später rauf auf die Dachterrasse, wo ich mir mein erstes lokales Bierchen gönnte – so wie es mittlerweile meine Tradition war, wenn ich in ein neues Land kam. Ich lernte drei Jungs kennen, einen Franzosen, eine Österreicher und einen Briten. Wir tranken ein Bier nach dem anderen (für eine Stunde gab es abends im Hostel sogar kostenloses (schlechtes) Bier) und quatschten über alles mögliche. Nachdem wir schon etwas angetrunken waren schlug Gott sei dank einer der Jungs vor, dass wir etwas essen gehen. Gesagt, getan. Wir liefen die schmalen Gassen entlang und landeten in einem kleinen lokalen Restaurant. Die Besitzer sprachen kein Englisch, aber mit Händen und Füßen bestellten wir irgendwie unser Essen. Auch wenn wir absolut keine Ahnung hatten, was genau wir bekommen würden. Es war eine Suppe mit allerhand Einlagen und als Snack dazu irgendein Teig, der frittiert war. Durch die ganzen frischen Kräuter schmeckte es echt lecker. Danach liefen wir noch etwas durch das Viertel und waren gegen Mitternacht wieder zurück im Hostel, wo ich todmüde in mein Bett fiel.

Am nächsten Tag machte ich meine obligatorische Free Walking Tour mit. Ein Fakt, der mir in Erinnerung geblieben ist: Die Vietnamesen kaufen von ihren echten Dongs falsches Papiergeld, damit sie dieses als Opfergabe für Verstorbene verbrennen können, damit diese im neuen Leben genug Geld haben. Kurios, aber wahr.

Zum Abschluss der Tour setzte unser Guide uns an einem Café ab, in dem wir den berühmten Eierkaffee (in vietnamesische CÀ PHÊ TRỨNG genannt) probieren konnten. Man könnte schon fast von einem Dessert sprechen, weil der Kaffee Eigelb enthält. Der geschichtliche Hintergrund dieses besonderen Getränks ist nicht so schön. Denn die Idee dazu entstand um das Jahr 1940 herum, als der Indochina-Krieg tobte. Aus diesem Grund waren verschiedene Lebensmittel im Land knapp, unter anderem auch die sehr beliebte Kondensmilch. Daher suchte man nach Möglichkeiten, die Kondensmilch zu ersetzen oder immerhin daran zu sparen. Angeblich soll ein gewisser Nguyen Van Giang diese Variante des Kaffees erfunden haben. Als Barkeeper kam er auf die simple Idee, die Kondensmilch mit Eigelb zu strecken. Das war offensichtlich kein Problem, da es genügend Hühner im Inland gab und daher die Versorgung damit weiterhin gewährleistet war. Aber der Geschmack schien zu überzeugen, so dass Nguyen mit dieser Idee schließlich sogar sein eigenes Café eröffnen konnte, weil der Eierkaffee so beliebt wurde.

Serviert in einer kleinen Schale mit heißem Wasser, damit der Kaffee länger heiß bleibt.

Abends gönnte ich mir noch eine weitere vietnamesische Köstlichkeit: Banh Mi. Auch hier merkt man wieder den französischen Einfluss. Denn Banh Mi ist ein Baguette, dass mit typisch vietnamesischen Zutaten gefüllt ist. Eins meiner absoluten Lieblingsessen in Vietnam.

Als Snack zwischendurch holte ich mir kleine frittierte Teigbällchen, welche mit süßer Bohnenpaste gefüllt sind und teilweise in knusprigem Sesam gewälzt werden. Ebenfalls ganz lecker.

Auf den Straßen sieht man in Asien immer wieder vollgepackte Motorräder/Roller/Fahrräder. Ich bin oft beeindruckt gewesen, was die Asiaten alles auf zwei Räder gepackt bekommen. Wirklich verrückt. Kann dann zum Beispiel so aussehen:

Auf dem Foto sieht man auch schön, wie die Zweiräder geparkt werden: mitten auf dem Gehweg. Deswegen läuft man fast immer am Straßenrand. Einmal hat mich ein Roller, welcher zwei große Gasfalschen rechts und links aufgeladen hatte erwischt. Voll gegen die Wade. Der Fahrer drehte sich noch, während er weiter fuhr, um und schaute mich verdutzt an. Tja, klatsch, krachte die Flasche gegen mich und ich dachte nur „aua“. Da war der Rollerfahrer auch schon wieder verschwunden. Immerhin bin ich nicht hingefallen. Gab nur einen dicken blauen Fleck.

Tags drauf erkundete ich Hanoi etwas auf eigene Faust. Ich gönnte mir erst noch einen Eierkaffee, bevor ich zur Train Street lief und mir die Street Murals anschaute. Danach ging es weiter ins Hoa Lo Gefängnis und zum Militär-Museum. Außerdem lief ich an Ho Chi Minh‘s Mausoleum vorbei. Danach war ich mehr als erledigt und genehmigte mir auf dem Rückweg eine Pizza und ein Bierchen. Nach ein bisschen Netflix im Bett, raffte ich mich noch zum Abendessen auf. Diesmal lieber noch mal was lokales probieren. Es gab Banh Mi Chao, auch sehr lecker. Aber fangen wir von vorne an:

Die Train Street war lange Zeit ein Touristenmagnet. Kleine Cafés hatten ihre Tische und Hocker mitten auf den Gleisen stehen und wenn ein Zug kam wurde alles schnell zur Seite geräumt. Da es zu vielen Unfällen kam wurden die Gleis-Cafés verboten und die Gleise offiziell gesperrt. Man kann trotzdem noch dorthin und über die Gleise zu Cafés, welche neben den Gleisen sind. Allerdings hatte ich nicht so schöne Erfahrungen mit den „Verantwortlichen“ dort gemacht. Vor dem Zugang zu den Gleisen stehen mehrere Vietnamesen und alle wollen dich nur zu ihrem Café oder Restaurant bringen. Ich wollte gerne von einem Café zu einem anderen gehen, in dem bereits ein paar Leute saßen, aber eine Frau wollte mich partout nicht dorthin gehen lassen. Als ich trotzdem an ihr vorbei gehen wollte packte sie mich einfach am Arm und zog mich zurück. Währenddessen orderte sie noch einen der Herren herbei, welcher mir irgendwas auf vietnamesisch erzählte. Ich war die ganze Zeit höflich und versuchte zu erklären, dass ich lediglich zu dem Café dort drüben gehen möchte. Aber die beiden wurden immer lauter und unhöflicher. Keine Ahnung was mit denen verkehrt war, aber mir war die Lust vergangen mich hier noch irgendwo gemütlich hinzusetzen. Also ging ich schließlich einfach weiter.

An dieser Stelle muss ich jetzt einmal erwähnen, dass ich die Vietnamesen generell (besonders im Norden von Vietnam) extrem unhöflich und kein bisschen gastfreundlich empfunden habe. Viele Mitreisende mit denen ich darüber gesprochen habe, haben das ebenso empfunden. Ein starker Kontrast zu den Gastfreundlichen Japanern oder Kolumbianern. Vietnam hat mir zwar insgesamt trotzdem gut gefallen, aber ist definitiv kein Land, in dass ich unbedingt noch einmal reisen möchte. Ich möchte damit weder alle Vietnamesen über einen Kamm scheren oder schlecht reden (ich hab auch sehr nette Menschen getroffen und großartige Gastfreundschaft erlebt), aber ich fühlte mich einfach nie so heimisch, wie ich es in Südamerika getan hab.

Die Street Murals waren einige richtig schöne Bilder in Bögen unter der Zugstrecke, die mitten durch die Stadt geht. Leider war das Wetter nicht das Beste, aber es war trotzdem ganz cool:

Anschließend lief ich zum Hoa Lo Gefängnis, welches die Franzosen während ihrer Herrschaft erbauten (von 1886 bis 1901) und ursprünglich Maison Centrale nannten. Es wurde für die politischen Gefangenen verwendet, welche unter schrecklichen Bedingungen dort leben mussten. Ein Großteil war nicht mehr original, sondern lediglich nachgebaut. Trotzdem sehr interessant. Schade, dass Menschen immer so grausam zueinander sein müssen…

Die Gefangenen lagen alle nebeneinander und waren mit mindestens einem Fuß an diese Vorrichtung gekettet. Für “besondere“ Gefangene, gab es auch noch dunkle Einzelzellen. Die Frauen hatten einen eigenen kleineren Raum, in dem sie teilweise mit ihren Kindern gefangen gehalten wurden. Die hygienischen Bedingungen waren katastrophal. Außerdem gab es mehrere Folter-Methoden und eine Guillotine, um die Gefangen hinzurichten.

Als wäre ich danach noch nicht deprimiert genug gewesen, bin ich noch in das Militärmuseum gegangen.

Gehört halt leider alles zur Geschichte des Landes dazu.

Das Mausoleum war mein letzter Stopp:

Am nächsten Morgen gab es für mich noch einen Eierkaffee und ein leckeres Banh Mi.

Weil ich nicht so richtig in Entdecker-Laune war, suchte ich mir danach ein kleines gemütliches Café mit gutem WLAN und schrieb etwas an meinem Blog weiter.

Nachmittags lief ich noch ein bisschen durch die Stadt und ging auf Empfehlungen eines Freundes in das Restaurant Bep Viet, um eine weitere lokale Spezialität zu Essen: Bun Cha. Was soll ich sagen… war köstlich.

Am nächsten Tag ging es endlich mal wieder zum Crossfit. Die Box in Hanoi hat mir echt gut gefallen, die Mitarbeiter waren super lieb und das Workout war genau nach meinem Geschmack.

Auf dem Rückweg ging ich noch fix einkaufen und duschte zurück im Hostel erst mal, bevor es auf kleine Erkundungstour ging und ich in einem Harry Potter Café landete. Dort trank ich mein allererstes Butterbier und amüsierte mich über die geile Einrichtung.

Im Hostel stand mein großer Backpack bereits im Gepäckaufbewahrungs-Raum und ich hatte alles notwendige für die nächsten drei Tage in meinen kleinen Wanderrucksack gepackt. Denn ich hatte über mein Hostel den Ha Giang Loop gebucht. Drei Tage mit dem Motorrad durch den wunderschönen Norden von Vietnam. Abends um halb 8 holte uns der Bus ab. Mit mir fuhren noch 20 weitere Backpacker zum Startpunkt für die Tour. Eine relativ große Gruppe, aber wie sich herausstellen sollte, ein ziemlich lustiger und chaotischer Haufen, mit dem ich eine menge Spaß haben würde. Dazu aber mehr im nächsten Beitrag 🙂

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6 Kommentare

  1. Liebe Kathi,
    Deine Fotos und insbesondere die Texte, haben mich ein Wenig Land und Leute in Vietnam kennenlernen lassen.
    Ich bin echt überrascht, was ich alles nicht gewusst habe bzw. überhaupt nicht kannte (‚Ei-Kondensmilch‘).
    Nach wie vor lese ich total gerne von Deinen Erkundungen und erfreue mich an den meist farbintensiven Bildern (auch wenn es in Vietnam offensichtlich häufig regnet).
    Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude und nicht zuletzt neue Erfahrungen.
    Lass bald wieder von Dir lesen!
    L.G W.S.

  2. Hallöle Kathi,

    alles roger bei Dir – lange nichts gelesen, gesehen…!?
    Bist Du wieder in Germany?
    In der Tagesstätte wurde heute das neue Gewächshaus eingeweiht und die Geburtstage von Jörg und Thomas nachgefeiert.
    Wir haben super Wetter und sitzen im Garten. Es gibt Leckereien vom Grill nebst Zutaten wie Salate, Brot, Kaltgetränke…
    Ich wünsche Dir alles Beste!

    1. Hey Wilhelm,
      entschuldige bitte die späte Antwort. Ich bin seit 21. April wieder zurück in Deutschland und hatte damit so meine Schwierigkeiten. Mir geht es soweit ganz gut. Ich habe mir allerdings einige Tage, bevor ich wieder zu Hause war, einen Handwurzelknochen gebrochen… leider wurde das in Frankreich auf dem Röntgenbild in der Notaufnahme nicht erkannt und somit erst falsch bzw. unzureichend behandelt. Jetzt hatte ich seit Mai wieder gearbeitet und falle nun seit bereits 4 Wochen wegen dem Bruch aus (hatte einen fetten Gips). Nicht wirklich der Start hier zurück, den ich mir vorgestellt hatte… Deswegen ging es hier im Blog auch nicht voran. Mein Handgelenk heilt grad noch weiter und ich bin immerhin nicht mehr ganz so deprimiert darüber, wieder zurück zu sein (vermisse das Reisen und die damit verbundene Freiheit). Sobald sich auf der Arbeit alles wieder eingependelt hat, komme ich gerne zu euch in die Tagesstätte und berichte über meine Reise.
      Ganz liebe Grüße, Kathi

  3. Hallo beste Kathi,
    ich erinnere an einen Kommentar von mir, der vermutlich schon 1 knappes Jahr zurückliegt!?
    Kathi, wir sind an einem Erlebnisreisenvortrag (o.ä.) von Dir interessiert.
    Da ich nur mittwochs zwischen 13. und 15.00 Uhr in der Tagesstätte bin, ist es wohl sinnvoller, wenn Du Dich an Sabine H. wendest!
    Wir freuen uns auf Deine Rückmeldung und wünschen Dir alles Gute!
    Herzlichst W.S.

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