Der kleine wunderbare Ort Huanchaco zieht sich entlang des Meeres und hat diesen angenehmen chilligen Surfer-Vibe. Dudes (und natürlich auch Mädels) laufen mit ihren Surfboards entlang der Strandpromenade, Fischer die mit ihren traditionellen selbstgeflochtenen Schilfbooten (Caballitos de Totora) rausfahren, überall Fischgerichte auf den Speisekarten, die Uhren ticken etwas langsamer, die Sonne scheint (naja zumindest meistens).

Der Strand an sich ist nicht der Wunderschönste und der steinige Untergrund im Meer sollte mir beim Surfen noch Schmerzen bereiten… aber die Atmosphäre war toll und die Sonnenuntergänge wirklich wirklich schön:

Der Besitzer meines Hostels kommt aus den Niederlanden und hat sich hier in seine Frau verliebt. Mittlerweile haben sie das ATMA Hostel und zwei kleine Kinder. Mein Lieblingsplatz im Hostel war auf einer Hängebank auf der ersten Etage: leichtes hin und her schwingen, Blick aufs Meer und dazu das Rauschen der Wellen oder mit etwas Glück übte ein Mitbewohner von mir grad auf seiner Gitarre und Sang dazu. Ich fühlte mich auf dem Platz so entschleunigt und einfach pudelwohl. Vor allem morgens mit einem Kaffee.

An meinem ersten Tag erkundete ich den Ort, sprich ich lief einmal vom einen Ende bis ans andere und deckte mich im Supermarkt mit Lebensmitteln ein, um später in der Hostel-Küche ein leckeres Abendessen zu kochen. Der Verkäufer im kleinen Supermärktchen (muss ich wohl eher sagen) konnte ein paar Brocken Deutsch. Das ist mir hier schon häufiger passiert, dass Leute ein bisschen Deutsch konnten oder schon in Deutschland Urlaub gemacht haben. Hätte ich irgendwie nicht erwartet. Ich meine, nicht, dass Deutschland nicht schön ist oder keinen Besuch wert, aber hättet ihr das gedacht? Was soll ich sagen, ganz viele Peruaner finden unser Land total interessant. Freut mich ja 🙂

Für den nächsten Morgen hatte ich Surf-Unterricht gebucht. Ich war zwar schon ein paar Mal surfen, aber dazwischen lag immer viel Pause und das Meer bzw. die Konditionen zum Surfen sind auch überall anders. Ganz abgesehen davon, dass es definitiv nicht der einfachste Sport ist. Bevor ich aber rein in den dicken Neopren-Anzug durfte (ohhh das Wasser war eindeutig viel zu kalt – Bali mit Badewasser-Temperatur im Meer war damals deutlich angenehmer), gab es erst noch mal Theorie-Unterricht. Das Aufstehen auf dem Board üben und ein paar Videos analysieren… und daaann ging‘s endlich ins Wasser.

Auf und im Wasser fühle ich mich ja eh immer wohl. Aber dieses Gefühl auf dem Surfboard über‘s Meer zu gleiten… ist einfach jedes Mal wieder ganz besonders (breites Grinsen inklusive). Heute hatte ich noch etwas Schon-Frist: heißt, der Surf-Lehrer schubste mich in die Wellen, ich musste also “nur“ aufstehen und die Welle reiten. Wir pfeilten ausschließlich an meiner Technik (ruhig Aufstehen + guter Stand auf dem Board + Pumpen). Ziemlich erschöpft, aber glücklich verabschiedete ich mich. Am nächsten Morgen sollte Teil 2 folgen. Aber abends hatte mich der Surf-Lehrer Brando auf ein Bierchen zum Sonnenuntergang eingeladen. Wir saßen vor einer Kirche, die ein Stückchen höher gelegen war und sahen einen wunderschönen rot-orangenen Sonnenuntergang. Geschlafen hab ich danach wie ein Stein haha.

Am darauffolgenden Tag stand ich brav und top motiviert wieder bei der Surf-Schule vor der Tür. Erst gab es wieder Theorie-Unterricht. Diesmal: worauf beim Paddeln achten? wann die Welle nehmen? wohin geht der Blick wann? Etc. Und dann sollte ich im Wasser zeigen, was ich gelernt hatte. Uhhfff. Welche Welle ist gut? Den Ozean zu lesen ist (für mich) gar nicht so einfach. Aber der Surf-Lehrer half mir noch und rief oft „Ok ok. Paddeln, langsam. OK fester Paddeln!! Hoch!“ Er lies mich auch etwas selbst ausprobieren, was so mehr oder weniger erfolgreich war. Heute schluckte ich definitiv etwas mehr Wasser haha. Am Ende der Stunde verkündete er mir dann: das nächste Mal leihst du nur das Board aus und gehst alleine üben. Ohje ohje. Na gut. Abends hatten die Mitarbeiter von der Surf-Schule mich zum Feiern in ein nahegelegenes Hostel eingeladen. Wir hatten ne Menge Spaß: (Salsa) tanzen, Limbo, ein paar köstliche Kaltgetränke… Früh morgens fiel ich hundemüde in mein Bett. Weswegen ich das alleine Surfen auf den nächsten Tag verschoben habe… Stattdessen gönnte ich mir “Früh“stück in einem Café direkt am Meer. Ich nutze den restlichen Tag, um bei meinem Blog wieder etwas aufzuholen und lief erneut gemütlich durch den Ort und entdeckte dabei noch ein paar neue schöne Ecken.

Und dann war er da: der Tag an dem ich das erste Mal ganz alleine surfen gehen sollte. Meine Ausbeute waren drei gesurfte Wellen in zwei Stunden. Oft war ich zu spät oder zu früh oder die Welle war Mist oder ich paddelte nicht hart genug. Aber ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen wa? Und die drei Wellen die ich erwischt hatte gaben mir genügend Glücksgefühle, um es am nächsten Tag direkt wieder zu probieren. Da fiel die Ausbeute zwar ähnlich aus, aber hey, ich hab geübt. Ein paar Blessuren erinnern mich immer noch daran. Einmal erwischte mich die Finne, bei einem “spektakulären“ Sturz ins Meer. Ich schützte meinen Kopf mit meinen Händen, weil man nie so genau weiß wohin das Board und man selbst geschleudert wird, wenn die Wellen einen erwischen. Aber besser die Finne schneidet in meine Hand, als in mein Gesicht. Also jetzt stellt euch bitte keine riesige klaffende Wunde vor, es war ein kleiner Cut und die Hand war ein paar Tage etwas geschwollen und rot. Halb so wild. Und die Steine auf dem Meeresgrund streifte mein einer Fuß bei einer unsanften Landung, wobei‘s ein paar Abschürfungen gab. Haiaiaia. Zwei Tage später war dann auch schon mein letzter Versuch zu Surfen in Huanchaco. An dem Tag war ich ziemlich frustriert, weil direkt neben mir ein paar Schüler mit Lehrer übten, der sie in die Wellen schubste. Deswegen glitten neben mir die Anfänger eine Welle nach der anderen entlang und ich kämpfte um meine Wellen wie eine Irre. Klar soll man sich nicht mir anderen vergleichen und alleine oder angeschubst ist ein riesiger Unterschied… trotzdem ließ der Perfektionist in mir mich ein bisschen den Spaß am Ganzen vergessen – sehr schade eigentlich. Aber manchmal kann man nicht raus aus seiner Haut. Beim nächsten Versuch, wo auch immer der sein mag, werde ich‘s erneut probieren und nicht nach links oder rechts gucken.

Was passierte sonst so? Im Hostel habe ich mit ein paar anderen zusammen selbst Picarones gemacht (Peruanische Donuts) – ich muss aber sagen, mittlerweile habe ich hier in Lima richtige Picarones gegessen und die waren deeeeutlich besser haha. Noch mehr Sonnenuntergänge angeschaut. Und mit Emell aus meinem Hostel habe ich die archäologische Stätte Chan Chan besucht.

„Chan Chan diente als Hauptstadt der Chimú Zivilisation, die von ca. 850 v. Chr. bis 1470 erblühte. Die Lehmstadt erstreckt sich heute über eine Fläche von etwa 28 km², war aber bei ihrer Erbauung um 1300 einschließlich aller an sie angrenzenden Nutzflächen vielleicht noch viel ausgedehnter. Das machte Chan Chan in ihrer Blütezeit zur weitläufigsten urbanen Fläche in ganz Südamerika. Gleichzeitig war Chan Chan die größte, rein aus Lehm erbaute Stadt weltweit. Auf ihrem kulturellen Höhepunkt im 15. Jahrhundert lebten in Chan Chan zwischen 35.000 und 60.000 Einwohner. Viele von ihnen, allen voran der Monarch und die Priester, waren außerordentlich wohlhabend; inmitten der Erdbauten wurden wertvollste Reichtümer aus Edelmetallen gehortet. Auch die Künste blühten, was sich neben den Wandreliefs immer noch in gefundenen Keramiken widerspiegelt. Chan Chan bestand aus zehntausenden Gebäuden, die von Mauern bis zu einer Höhe von neun Metern umgeben waren. Jedes einzelne wurde aus sonnengetrockneten Lehmbausteinen errichtet. Vor allem die Wände der Paläste und Tempel wurden anschließend mit detaillierten Fresken ausgestaltet, die dutzende von Metern lang sein können. Mit der Eroberung durch die Inka verlor Chan Chan alsbald an Glanz und Bedeutung.“

Wir fuhren mit dem Bus erst zu dem dazugehörigen Museum, um etwas Hintergrundwissen zu bekommen und dann liefen wir zu dem, was von Chan Chan noch übrig war. Wir buchten einen Tour-Guide, der uns einiges Interessantes erzählte, während er uns durch die „Stadt“ führte. Ich fand‘s mega spannend und so viel war noch so gut erhalten. So etwas in der Art habe ich vorher noch nirgends gesehen. Hier ein paar Fotos, damit ihr einen Eindruck bekommt:

Unser Guide und Emell

Nach unserem Ausflug bin ich noch an der Strandpromenade entlang gejoggt und war mit einigen aus dem Hostel zusammen Essen. Ein rundum gelungener Tag.

Am darauffolgenden Tag habe ich wieder an meinem Blog gearbeitet, hab ein Workout im Hostel gemacht und mit Emell Spanisch geübt. Er ist Peruaner und gibt Spanisch und Englisch Unterricht. Als er mir anbot zusammen zu üben sagte ich direkt zu. Danach haben wir uns noch lange über Gott und die Welt unterhalten. Außerdem fuhren wir zusammen zu einer nahegelegenen Shopping Mall. Seit dem besitze ich meine eigene Yoga-Matte, damit ich bei meinen Workouts nicht mehr auf andere oder Wiesen oder harten Boden angewiesen bin.

Dann war er auch schon wieder da, der letzte Tag. Ich versuchte noch einmal den Moment auf der Hängebank mit meinem Kaffee in der Hand und dem Blick auf‘s Meer in mein Hirn einzubrennen. Außerdem gönnte ich mir einen Bailey‘s Latte und einen leckeren Crepé. Packte meine Sachen. Lief ein letztes Mal am Strand entlang.

Die Tage in Huanchaco vergingen einfach viel zu schnell und ich hätte definitiv noch länger bleiben können. Ich hab mich in dem Hostel und dem Örtchen so wohl gefühlt. Und es tat gut nach den vielen neuen Eindrücken in der letzten Zeit und der ganzen Feierei meine Akkus wieder aufzuladen.

Mit ein wenig Abschiedsschmerz saß ich im Bus Richtung Linea Busterminal. Von dort fuhr ich mit dem äußerst bequemen Nachtbus nach Huaraz. Vom Meer in die Berge. Ich lieb ja beides. Trotzdem fehlt mir das Meer, wenn ich in den Bergen bin und die Berge, wenn ich am Meer bin haha. Wer kennt das noch?

Ihr Lieben, beeindruckende Fotos von Bergen und Lagunen gibt‘s im nächsten Blog-Eintrag. Fühlt euch herzlich gedrückt und gegrüßt.

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3 Kommentare

  1. Hallo ausze Tagesstätte raus!
    Liebe Kathi,
    in RE scheint auch nicht immer die Sonne
    a b e r
    heute kräftig bis 31 Grad und morgen voraussichtlich bis 32 Grad.
    Heute im Wetterbericht: aktuell ganz klar, Fernsicht 16 km.
    L.G. Wilhelm
    NS: Mit Surfbrettern habe ich (noch) niemanden entdeckt.:)

  2. Beste Kathi,
    Deine Fotos machen Spaß (tolle Farben – aussagekräftig) und Deine Beschreibungen / Erzählungen bereiten mir nach wie vor Freude.
    Bleib gesund und ich warte gespannt auf weitere Berichte.
    L.G. Wilhelm

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