Heute vor 4 Wochen hab ich meine Reise gestartet. Unfassbar, wie die Zeit verfliegt. Und ich kann euch nur sagen, dass es sich nicht wie Urlaub anfühlt und auch nicht wie normaler Alltag zu Hause. Irgendwie anders und irgendwie sehr sehr gut. Aber kommen wir zu meiner 2. Wochen in Medellin. Was ist spannendes passiert?

  1. Comuna 13 Tour
  2. Free Walking Tour durch‘s Zentrum von Medellin
  3. Noch mal Tejo spielen
  4. Wochenend-Trip nach Guatapé

Der nicht so spannenden Sachen (zumindest für euch zum Lesen, nehme ich an) waren Schule, Lernen, Essen gehen, etc.

1. Comuna 13 – für mich wirklich super beeindrucken und interessant, deswegen mal etwas mehr Infos als sonst:

Die Comuna 13 (offiziell San Javier) ist eine von 16 Comunas (= Stadtteile) in Medellín. Die zweitgrößte Stadt in Kolumbien, ist von Bergen umgegeben und im Westen schmiegt sich die Comuna 13 an die steilen Berghänge. Alles ist dichtbebaut und auch dicht besiedelt. Durch ihre Lage war die Comuna 13 seit jeher wichtiger Dreh- und Angelpunkt. Egal was geschmuggelt werden musste, es ging (bzw. geht) durch die Comuna 13, da sie Zugang hat zu der Hauptroute, die zu den Häfen im Pazifik führt – egal ob für den Drogen- oder Waffenhandel. Also wichtig für alle Drogenkartelle. In den 80er Jahren herrschte der Drogenbaron Pablo Escobar über Medellín und insbesondere über die Comuna 13. Aufgrund der Beliebtheit des Viertels, herrschte ein ständiger Kampf zwischen den Drogenkartellen um die Vorherrschaft. Bedeutet im Klartext: Morde, Entführungen, Korruption und allgemeine viel Gewalt. Die Zivilisten der Comuna 13 waren angsterfüllt, eingeschüchtert und trauten sich kaum auf die Straße. Die hohe Arbeitslosenquote machte es den Kartellen einfach Kinder und junge Männer anzuwerben. Sie arbeiteten dann als Drogendealer, Spitzel, Auftragskiller etc. Deswegen galt Comuna 13 weltweit als eines der gefährlichsten Viertel in der gefährlichsten Stadt. Zwischen 1980 und 1991 verzeichnete Medellín mit knapp 400 Morden auf 100 000 Einwohner die angeblich höchste Mordrate der Welt.

Mein Guide, mit dem ich die Tour durch die Comuna 13 gemacht habe, ist in San Javier aufgewachsen. Er erzählte uns, dass einer seiner Freunde ermordet wurde, als die beiden gerade einmal 6 Jahre alt waren. Weil sein Freund eine unsichtbare Barriere überschritt, hielt ihn das Kartell für einen Spitzel und hat dreimal auf ihn geschossen. Unser Guide durfte sich nur auf dem Hügel, auf dem er lebte frei bewegen. Unvorstellbar für mich.

Nach Escobars Tod eskalierte die eh schon schreckliche Situation noch mehr. Die Guerilla, Paramillitärs und die Farc umkämpften das Gebiet extrem. San Javier war das letzte Stadtviertel in ganz Kolumbien, welches noch von der Guerilla kontrolliert wurde. 2002 wurde dann eine brutale Militäroperation durchgeführt, mit dem Ziel die Guerillakämpfer zu vertreiben. Zwei Hubschrauber, mehrere Panzer und bis zum Hals bewaffnete Soldaten mit der Unterstützung des Paramilitärs nahmen das Viertel unter Beschuss. Dass der Staat mit den Paramilitärs zusammengearbeitet hat, können die Kolumbianer bis heute nicht fassen. Es wurde auf alles geschossen, was sich bewegte. Vier Tage herrschte hier kompletter Ausnahmezustand und zu den Opfer zählten vor allem Zivilisten. Die Guerillakämpfer zogen sich bereits Tage vor dem Angriff in die Berge zurück. Was blieb waren mehrere Tote, unzählbar viele Verwundete und 300 Verschwundene, die bis heute vermisst werden. Dieses Graffiti veranschaulicht die sogenannte Operación Orión:

Die Verantwortlichen wurden nie zur Rechenschaft gezogen.

Doch trotz und auch durch das alles hat sich Comuna 13 gewandelt: vom gefährlichsten zum sichersten Stadtteil hier. Die kolumbianische Regierung hat investiert und verschiedenste Förderprogramme tragen nach und nach zur Resozialisierung des Stadtteils bei. Es gibt nun viele Spiel- und Sportplätze, Kulturzentren (um die Kinder von der Straße fern zu halten), große gemeinsame Schulen, etc. Die HipHop und Streetartkultur wird gefördert und viel wichtiger mit vollem Herzen gelebt. Das Stadtviertel ist an das öffentliche Nahverkehrssystem angebunden. Mit der Metro kann man bis zur Station “San Javier” fahren und von da aus weiter mit dem Bus in das Stadtviertel hinein. Außerdem gibt es auch die Seilbahn, die über dem Stadtviertel schwebt. So ist die Comuna 13 zu einem der best erreichbarsten Stadtviertel geworden und ermöglicht den Anwohner unkompliziert und günstig die Fortbewegung innerhalb und außerhalb des Viertels. Ein richtiger Meilenstein, der international von vielen Medien gefeiert wurde, sind die Freiluftrolltreppen. Die Comuna 13 hat den Zuschlag für dieses Sozialprojekt bekommen und seit 2011 sind die Rolltreppen fester Bestandteil des Stadtviertels. Sie schlängeln sich weit nach oben in das Viertel und sind perfekt integriert. Die sechs Rolltreppenabschnitte erleichtern vor allem den Älteren Bewohnern den Zugang zu ihren Häusern, die oftmals am steilen Hang gebaut sind.

Außerdem haben die Rolltreppen Arbeitsplätze geschaffen. Durch die Besucher und Touristen gibt es jetzt Galerien, Restaurants, Bars, Souvenir-Shops etc.

Man konnte meinem Guide anmerken, wie wichtig ihm die Geschichte und das Viertel sind und ich bin immer noch sehr beeindruckt von der Tour. Der Vibe dort war einfach ein ganz spezieller.

Das heißt allerdings nicht, dass es keine Kartelle, keinen Drogenschmuggel und keine Kriminalität mehr gibt. Mein Guide zahlt jeden Monat 3% seines Gehalts an ein Kartell (das, welches für seine Wohngegend verantwortlich ist – insgesamt gibt es noch 3 große Kartelle dort). Er meinte, dass er das nicht mag und nicht gut findet, aber es leider nötig ist, wenn er dort sicher leben und arbeiten möchte. Viele wünschten sich, dass die scheiß Drogen und alles was damit zusammenhängt komplett verschwindet, aber wer sich querstellt wird einfach ermordet. Unser Guide meinte, er wäre ganz unten in der Kette und oben wäre der Staat, aber darüber noch die Gangster. Er fragte traurig „was sollen wir einfachen Leute ausrichten?“ Aber er tut alles in seiner Macht stehende, um sein Viertel besser zu machen.

Übrigens: Weil die meisten Menschen hier Pablo Escobar hassen, wird sein Name nie ausgesprochen. Oft wird einfach P.E. gesagt. Ein anderer Tourguide benutzte Voldemort. Viele hier können kein Englisch und hören dann nur den Namen und wissen nicht, ob man etwas Gutes oder Schlechtes sagt, deswegen…

Puh, viel Information. Ich hoffe aber, dass es auch für euch interessant ist. Und jetzt noch ein paar Fotos von meiner Tour:

2. Free Walking Tour durchs Zentrum

Also so richtig schön ist das Zentrum ehrlich gesagt, bis auf ein paar Ausnahmen, nicht so wirklich. Halt Großstadt, mit viel Lärm, Leuten, Geschäften usw. Aber die Tour war auch sehr interessant, halt viel Hintergrundwissen zur Geschichte und dem Metro-Bau. Wenn euch das genauer interessiert, dann googlet doch mal 😉

3. Tejo!!

Jaah, noch mal, denn es hatte so viel Spaß gemacht. Diesmal wurde mein Team sogar Champion wuuhuuu. Ich muss aber fairer Weise sagen, dass Christian mit in meinem Team war (ihm gehört die Sprachschule und das Hostel, er spielt also häufiger). Gefeiert wurde unser Sieg mit Bier und Rum. Der Abend war echt toll. Schade, dass es Tejo nicht in Deutschland gibt.

4. Trip nach Guatapé

Ich habe hier durch die Sprachschule eine sehr nette Schweizerin, Clem, kennengelernt und wir sind spontan am Wochenende nach Guatapé gefahren. Samstagmorgen sind wir früh los und waren nach ca. 2 Stunden Busfahrt auch schon da. Zuerst haben wir die Touri-Sachen abgehakt, auf den riesen Felsen rauf und die bunte Stadt begucken. Das war schon ganz nett:

Aber mein eigentliches Highlight kam erst danach. Unser Hostel Casa Kayam war ein Traum, mitten im Grünen, ein bisschen Hippie-mäßig, ökologisch etc. Genau das was ich mag. Eigentlich wollten wir nur unsere Rucksäcke abstellen und wieder in die Stadt laufen (ca. 25 Minuten Fußweg). Aber das Wetter war so toll und wir haben es so genossen in der Natur zu sein, dass wir uns erst mal mit einem Bierchen auf die Terrasse gesetzt haben und dann zu einer Wanderung zu einem Wasserfall in der Nähe aufgebrochen sind. Der Weg war nicht wirklich gut ausgeschildert, aber ein Hostelmitarbeiter hat mir den Wasserfall in meiner NavigationsApp markiert und so sind wir los. Ein paar mal erst falsch abgebogen, waren wir dann auf dem richtigen Weg. Über Stock und Stein, manchmal mitten durch Matsch und über Baumstämme drüber und mehrmals durch den Fluss durch. Irgendwann haben wir es aufgegeben, es mit trockenen Füßen zu versuchen und sind wortwörtlich mitten durch den Fluss gelaufen. Am Wasserfall angekommen, waren wir mitten im wunderschönsten nirgendwo und badeten nackt ein paar Minuten im kalten Wasser. Zurück im Hostel waren wir beide überglücklich und todmüde. Wir haben dann auch nur noch einen kleinen Abstecher in die Stadt gemacht, um lecker zu Essen. Am nächsten Tag haben wir noch gut gefrühstückt und sind dann wieder zurück nach Medellin, weil Montag die Schule weiterging. Ansonsten wären wir liebend gerne noch länger dort geblieben.

Ihr werdet ungefähr in einer Woche wieder von mir hören 🙂 Liebe Grüße

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