Nachdem wir gemütlich im Hostel gefrühstückt hatten, machten wir uns auf den Weg zum Einsammelpunkt von unserem Bla Bla Car (das ist ein Portal, mit dem man Menschen im Auto mitnehmen kann oder eben selbst mitgenommen wird, gegen eine Mitfahrpauschale – win win für beide Seiten). Wir wollten eigentlich laufen, weil es nur ca. eine halbe Stunde zu dem Treffpunkt war. Aber Karla entschied sich spontan dazu ein Taxi das vorbei fuhr anzuhalten und nach dem Preis zu fragen. Sie hatte doch keine Lust zu laufen, also stiegen wir ins Taxi ein und quatschten fröhlich mit dem Fahrer. Er ließ uns mitten auf einem Kreisverkehr raus und ich kletterte schon mal schnell über die Leitplanke, weil doch relativ viel Verkehr herrschte. Karla wollte fix mit der Karte zahlen und dann nachkommen. Auf einmal sah ich sie wild gestikulieren und sie und der Fahrer diskutierten. Dann fuhr er mit quietschenden Reifen davon. Karla sah erst fassungslos aus und schäumte dann vor Wut. Ich lief schnell zu ihr rüber und versuchte zu erfahren, was passiert war. Der Fahrer nannte ihr noch mal den vereinbarten Preis, gab den auch in das Kartenlesens-Gerät ein und als sie dann bezahlen wollte stand auf einmal ein ganz anderer Preis dort. Sie konnte noch schnell ihre Karte zurück ergattern und der Fahrer meinte, er müsse nur eben Platz machen und käme wieder. Pustekuchen. Er hatte einfach viel zu viel Geld von der Karte abgebucht und wir standen nun da. Ich fühlte mich ein bisschen nutzlos und versuchte einfach so gut es geht für Karla da zu sein. Sie lief rüber zu einem Truck auf dem einige Polizisten saßen und erklärte was passiert war (ihr Spanisch ist deutlich besser als meins). Aber so richtig verantwortlich fühlte sich niemand. Ein Passant wollte helfen, ging uns aber mehr auf die Nerven als tatsächlich hilfreich zu sein. Karla konnte dann telefonisch ihre Mutter erreichen, die netterweise bei der Bank anrief und vorerst alles klärte. Der Betrag konnte „einfach“ storniert werden, da es nicht rechtmäßig abgebucht wurde. Da wir auch keine Zeit mehr hatten, mussten wir uns auf den Weg zum Treffpunkt machen. Der Fahrer hatte Verständnis und konnte Karla noch sagen, wo die nächste Bank ist. Sie brauchte noch das Geld für die Fahrt. Also wartete ich und sie rannte fix los, um Geld abzuheben. Danach sperrte sie ihre Karte vorsichtshalber, um weiteren Betrug zu vermeiden. Der entspannte Morgen verwandelte sich innerhalb von Sekunden in ein kleines Drama – was zum Glück ja gut ausging, wie wir nun wissen. Aber das sind echt die beiden schlimmsten Sachen, die einem auf Reisen passieren können: 1. Gesundheitliche Probleme 2. Schwierigkeiten mit dem Geld (sei es, dass die Karte nicht funktioniert, geklaut wird oder eben Betrug…). Und dann stellte sich heraus, dass unserer Fahrer die Plattform Bla Bla Car als Geschäftsmodell nutze. Wir saßen nicht zu zweit mit ihm in einem normalen Auto. Nein, wir saßen in einem kleinen Van vollgepackt mit weiteren Leuten und Gepäck. Für zig Stunden. Es war so heiß und eng in diesem Ding. Aber immerhin war es relativ günstig. Karla führte noch einige Telefonate und ich schaute die meiste Zeit über Netflix. Zwischendurch quatschten wir etwas und waren um jede Pause zum Tanken und/oder Pinkeln froh. Frischluft war an dem Tag Luxus.

Abends trudelten wir dann endlich in Guadalajara ein, während der Himmel von der untergehenden Sonne in den schönsten Farben erstrahlte… Abgeholt wurden wir von Jörn. Ein Freund von Karla, den sie aus Hamburg vom Klettern kennt. Er wohnt und arbeitet mittlerweile dort und war ein ziemlich unkomplizierter und sehr netter Zeitgenosse. Wir fuhren fix zum Hostel, um unsere Klamotten abzuladen und uns kurz frisch zu machen. Danach ging Jörn mit uns in ein ziemlich cooles kleines Restaurant um die Ecke. Wir hatten einen entspannten schönen Abend zusammen. Auf dem Rückweg zum Hostel machten wir noch einen kleinen Zwischenstopp in einer Bar. Aber irgendwann war ich so ultra müde, dass ich nur noch ins Bett wollte.

Am nächsten Morgen schliefen wir einfach mal aus und gönnten uns ein sehr (spätes) leckeres, mexikanisches Frühstück: Chilaquiles.

Mir läuft direkt das Wasser im Mund zusammen, wenn ich das Foto sehe. Ich vermisse die mexikanische Küche total!!

Dann mussten wir noch etwas organisatorische Dinge klären. Karla musste noch mal mit ihrer Bank quatschen und ich einen Flug buchen. Das ging online irgendwie um‘s verrecken nicht und da die Airline ein kleines Office in der Nähe hatte, gingen wir kurzerhand einfach dort vorbei. Und siehe da, sogar mit der Gebühr für‘s Buchen vor Ort war mein Flug sogar günstiger als online. Ich hatte lange recherchiert, wie ich am Besten von Amerika nach Asien komme. Ohne Zwischenstopp unmöglich, also wollte ich gerne schöne Stopps haben. Ich entschied mich für San Francisco und Tokio. Die Stadt San Francisco stand schon lange auf meiner Bucket-List drauf und Japan (Tokio) war einfach günstiger als z.B. Südkorea (Seoul). Mein Endziel war Vietnam/Laos/Kambodscha/Thailand (wo genau ich starten würde war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht klar). Damit Karla ihre Bank anrufen konnte, leihte ich ihr mein Handy. Denn ich hab die Skype-App, bei der man Guthaben aufladen kann um dann super günstig ins Festnetz telefonieren zu können. So ruf ich beispielsweise immer meinen Opa an. Kleiner Tipp für alle die eventuell selbst mal nicht über WhatsApp und co telefonieren wollen/müssen 😉

Wir waren der Meinung, dass wir uns jetzt einen leckeren Kaffee verdient hatten und ich suchte ein tolles kleines Café in der Nähe raus. Richtiger Glückstreffer. Das Ambiente war super entspannt und der Kaffee und das Gebäck war köstlich.

Wir wollten unseren Aufenthalt in unserem Hostel verlängern, was aber nichts wurde, denn die waren komplett ausgebucht. Das passiert mir auch eher selten. Aber kann man nix machen. Also noch fix ein neues Hostel gesucht in dem wir uns ein privates Zimmer gönnten. Und dort gab es einfach einen utlra süßen Hund, der total versessen aufs Spielen und Kuscheln war. Wir zahlten schonmal und würden dann morgen einziehen.

Und dann zogen wir los, um das historische Zentrum zu erkunden. Wir hatten ne Menge Spaß auf dem Weg, vor allem beim Nachstellen der Statue.

Das Zentrum war echt ganz schön und wir mittlerweile echt hungrig. Also gab es nach dem ganzen Sightseeing ein köstliches Mahl in einem kleinen Restaurant in einem super alten schönen Gebäude.

So langsam wurde es dunkel, weswegen wir nur noch einen kleinen Abstecher in eine angeblich schöne Gasse machten – ja war wirklich schön – und dann ein Uber bestellten.

Während wir auf unser Uber warteten, machten wir Bekanntschaft mit einer Mariachi-Band und einem ulkigen Schuhputzer. Wir hatten echt ne kurze lustige Zeit mit denen. Unverhofft kommt oft, oder wir sagt man so schön…

Jörn musste tagsüber arbeiten, weswegen er erst abends dazu stieß. Zurück im Hostel machten wir uns Ausgeh-fein und trafen uns mit ihm. Als erstes steuerten wir eine coole Dachterrasse an, aßen dort „Abendbrot“ (Pizza) und tranken ein paar Bierchen. Wir quatschten über das Klettern, das Reisen und generell das Leben. Zu späterer Stunde ging es dann in einen nahegelegenen Club, in dem heute ein deutscher DJ auflegen würde. Roman Flügel. Da reist man um die halbe Welt und feiert schließlich mit der Musik von nem Deutschen… schon kurios manchmal. Wir tanzten die halbe Nacht durch und hatten einfach eine verdammt gute Zeit zusammen.

Am nächsten Tag konnten wir leider nicht so lange schlafen wie uns lieb gewesen wäre, weil wir ja ins neue Hostel umziehen mussten… Aber nachdem wir unsere Sachen gepackt und an der Rezeption verstaut hatten, gingen wir erst mal lecker frühstücken. Das Muun Café war direkt um die Ecke und hatte erst ein paar Monate zuvor geöffnet. Ganze liebe Mitarbeiter, die sich rührend um uns kümmerten. Genau das, was wir nach einer durchzechten Nacht brauchten. Also aßen wir gut und tranken direkt mehrere Tassen Kaffee. Und weil es dort so gemütlich und ruhig war auf der kleinen Terrasse, riefen wir beide unsere Lieben zu Hause an und quatschten noch eine ganze Weile.

Anschließend holten wir unsere sieben Brocken und zogen ins Hostel mit dem süßen Hund. Er hatte unser Herz im Sturm erobert. Außerdem aßen wir noch mal leckere Tacos bei Tomate, einem beliebten Restaurant bei den Mexikanern. Ich verstehe wieso… es war wie immer extrem köstlich.

Abends wollte ich dann endlich zum CrossFit, denn ich hatte herausgefunden, dass eine Box gar nicht weit von unserem Hostel war. Karla, die Sport genauso sehr liebt wie ich, entschied sich mitzukommen und CrossFit einfach mal auszuprobieren. Sehr cool. Nachdem wir ordentlich Gas gegeben haben beim Workout, waren wir beide echt platt. Also kauften wir ein paar Snacks und machten es uns im Bett gemütlich. Eigentlich wollten wir einen Netflix-Film gucken, bekamen es aber nicht ans laufen. Im Endeffekt wurde es dann ein ganz grottiger spanischer Western-Film haha. Bei dem ich irgendwann einfach eingeschlafen bin.

Weil Karla am nächsten Tag einen Flug nach Oaxaca hatte gingen wir ein letztes Mal zusammen frühstücken und da Samstag war konnte Jörn uns begleiten. Wir schlemmten im Dizzy Cactus und fuhren danach noch mal Richtung historisches Zentrum, weil Karla und ich uns das Museo Cabañas anschauen wollten. Jörn musste noch irgendwie was erledigen und verabschiedete sich. Wir Mädels holten uns Karten für das Museum und ich muss sagen, es war echt beeindruckend. Hier etwas Hintergrundwissen, denn das Museum war früher ein Hospiz:

Die Geschichte dieses Hospiz führt zurück ins späte 18. Jahrhundert – und damit in die letzte, kunsthistorisch aber noch sehr prägende Etappe der dreihundert Jahre andauernden spanischen Kolonialzeit. 1791 wurde der alte und weiträumige Krankenhauskomplex vom damaligen Bischof von Guadalajara in Auftrag gegeben, Juan Cruz Ruiz de Cabañas y Crespo. Er verewigte sich so für immer in der Hauptstadt der damals noch „Nueva Galicia“ benannten Provinz des Vizekönigreichs „Nueva España“. Von Anfang an vereinigte dieser Bau verschiedene Funktionen: Er diente sowohl als Kranken- wie auch als Waisenhaus und als ein Ort, an dem den Armen Hilfe angeboten wurde, etwa in Form von Essen und Almosen. Dadurch wurde dieses Hospiz zu einem Magnet nicht nur für
die Menschen in der Stadt, sondern auch für Besucher aus der weiteren Umgebung. (…) 1980 schließlich folgte die definitive Umwidmung zum „Instituto Cultural Cabañas“, also zu einem Ort für die Kunst und das in Mexiko so wichtige Kunsthandwerk. Seitdem beherbergt das Museum das ganze Jahr über Ausstellungen mit Werken namhafter mexikanischer und internationaler Künstler.

https://www.lateinamerikaverein.de/fileadmin/user_upload/Artikel__A.Stausberg_Hospicio_Cabañas__Mexiko.pdf

Die Decke und die Wände der Kapelle sind mittlerweile wunderschön bemalt und das Gelände beherbergt mehrere faszinierende Ausstellungen. Eine die mir besonders in Erinnerung geblieben ist wurde für erblindete und gehörlose Menschen geschaffen – und natürlich auch alle anderen Besucher. Durch fühlen, hören und riechen konnte man hier die Kunst erfahren. Eine wirklich tolle Idee und coole Erfahrung.

Ganz viele unterschiedliche Kunstwerke und Richtungen. Wir hätten noch ewig dort bleiben können… aber Karla musste schließlich ihren Flieger erwischen. Also fuhren wir zurück zum Hostel. Ich hatte so eine gute Zeit mit Karla. Immer wieder schade, wenn es dann soweit ist, dass man sich verabschieden muss. Aber sie wohnt in Hamburg und ist somit ja nicht aus der Welt. Wer weiß, ob wir uns dort oder irgendwo anders auf der Welt noch mal mit einem Gläschen Wein zusammensetzen oder unseren großartigen Planeten weiter zusammen erkunden werden.

Ich zog in ein anderes Hostel um, welches einen Garten mit Hängematten hatte. Soooo gut, i love it. Aber ich gönnte mir erst eine köstliche (und viel zu teure, weil kein lokales Essen) Pizza. Die Hälfte blieb übrig und so nahm ich den Rest mit und packte ihn in den Kühlschrank, für den nächsten Morgen. Denn kalte Pizza ist mit das beste Kater-Frühstück, oder nicht? Zufälligerweise war heute nämlich Tequila-Nacht im Hostel. Was genau das bedeutete? Wir hatten eine überdimensional große Tequila-Flasche auf dem Tisch stehen und tranken diese gemeinsam aus. Aber nicht einfach so, sondern mit verschiedenen lustigen Trinkspielen.

Ich war übrigens nicht alleine dort. Ich buchte wie immer ein Bett im „Mixed Dorm“ also ein gemischter Schlafsaal und diesmal war ich umzingelt von Jungs: ein Ire, ein Australier und ein halb Ami/halb Mexikaner. Alle waren super lieb und haben mich ganz herzlich aufgenommen.

Nachdem die Flasche leer war ging es weiter Richtung Party-Meile. Wir gingen in die erste Bar und tranken und tanzten fröhlich. Anschließend ging es in einen etwas größeren Club, auch hier tranken und tanzten wir. Bis die Türen schließlich zugemacht wurden und niemand mehr rein durfte. Je mehr Leute also gingen, desto leerer wurde es. Irgendwann hatten auch wir genug getanzt und so ging es im Morgengrauen dann ab nach Hause.

Am nächsten Tag schlief ich relativ lange (wer hätte es gedacht) und war so so dankbar für meine Pizza-Reste im Kühlschrank. Wir saßen mit einigen Leuten draußen im Garten um einen großen Tisch drumherum und quatschten übers Reisen und unsere Zeit in Mexiko. Wir entschlossen uns am nächsten Tag gemeinsam eine Tour nach Tequila zu machen. Yes, richtig gelesen: Tequila. Die Stadt liegt nicht weit entfernt von Guadalajara und nur hier produzierter Tequila ist auch richtig echter Tequila. So wie bei Champagner: nur ein Schaumwein aus der Champagne darf „Champagner“ genannt werden.

Den restlichen Tag verbrachte ich im Garten in der Hängematte. Ich döste und schaute etwas Netflix. Abends saßen wir noch mal zusammen und tranken ein paar Bierchen, während wir über Gott und die Welt sprachen (ich liebe diese Backpacker-Gespräche). Und dann ging ich glücklich ins Bett und freute mich auf das Tequila-Abenteuer am nächsten Tag…

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3 Kommentare

  1. Hallo Kathi,
    habe mir soeben Deine Texte und Fotos von/über Guadalajara und Mexico-City ‚reingepfiffen‘ und bin total begeistert.
    In Mexico-City war ich 1979 und auch Xochimilco war ein Ziel. Ich erinnere mich, dass der ‚gute‘ Bootsführer uns am Ende der Rundfahrt ziemlich abgezockt hat.
    Das Tequila aus einem Ort kommt bzw. es eine Stadt mit diesem Namen gibt, wusste ich nicht. Meine Mutter hat nicht selten gesagt: Man kann so alt werd’n wie ’ne Kuh, man lernt immer noch dazu.
    Bald geht es für Dich nach Tokio und San Francisco. 2 hammer-interessante Städte (in San Francisco war ich 79 / in Tokio 83). In Nippons Hauptstadt empfehle ich Dir den extrem großen Bahnhof ‚Shinjuku‘ (insgesamt 35 Gleise, über 200 Ausgänge, täglich 3,5 Millionen Reisende) zu besuchen, den ich allerdings nur aus dem TV kenne und in San Francisco solltest Du unbedingt mit den Cable Cars fahren. Als ich dort war, wurden die Bahnanlagen komplett gewartet – eher (wohl) general überholt – und es fuhr rein gar nichts.
    VIEL SPASS UND LIEBE GRÜSSE AUS RE-HILLERHEIDE! W.S.

      1. Gerne doch – mich begeistern Deine Berichte, Infos…
        Bitte weiter so. Viel Spaß und nette Menschen mögen Dich begleiten…
        Bleib gesund und gaaanz neugierig!

        L.G. Wilhelm

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