Meine ersten Tage in Cusco waren überschattet von dem Tod meiner Oma. Am ersten Tag konnte ich mich nicht aufraffen etwas zu besichtigen, aber sie wäre böse auf mich gewesen, wenn ich den ganzen Tag im Bett verbracht hätte. So bin ich immerhin über den Plaza de Armas (Hauptplatz) gelaufen und war bei einem Italiener köstlich essen und habe einen Wein auf meine Oma getrunken. Am nächsten Tag konnte ich mich schon etwas besser durchringen etwas zu unternehmen. Es wurde die obligatorische Free Walking Tour und ich muss sagen Cusco ist echt schön. Das Einzige was nervt sind die vielen Leute die einem etwas andrehen wollen (meist eine Tour, Essen oder eine Massage). Nach der Tour war ich noch einen Alpaka Burger essen und ein lokales Bier trinken.
Zwischendurch hatte ich immer wieder Kontakt zu meiner Familie, welche versucht hat von Deutschland aus für mich da zu sein (auch wenn der Verlust uns natürlich alle betrifft). Es war schön zu spüren, dass ich mit meiner Trauer nicht alleine bin – auch so viele Kilometer von zu Hause entfernt. Den darauffolgenden Tag besuchte ich dann das Inka Museum. Ich hab einfach versucht mir jeden Tag mindestens eine Sache anzugucken. Ansonsten war ich tatsächlich viel in meinem Hostel und hab mich im Hochbett hinter dem Vorhang versteckt.
Am nächsten Tag fühlte ich mich etwas aktiver und bin zu der Statue Cristo Blanco gelaufen, welche auf einem Berg über der Stadt thront. Davor brachte ich meine Wäsche noch zu einer Lavanderia (Wäscherei) und entschied mich spontan für kürzere Haare. Seht euch mal die Frisur-Werbung im Hintergrund an haha. Für euch sieht es vielleicht gar nicht so viel aus, für mich war es erst etwas seltsam so “kurze“ Haare zu haben.
Cristo Blanco:
Auf dem Rückweg lief ich an einem Schild vorbei, welches einen gratis Cocktail für Alleinreisende versprach,… tjoar da sach ich nicht nein ne. Die Aussicht war grandios und auch so die ganzen Straßen drumherum waren total süß dekoriert. Ich genoss meinen Cocktail und plauderte eine ganze Weile mit dem Besitzer der Bar.
Und abends war die Freude dann riesig, als ich Aldo wieder traf. Wir gingen zusammen Abendessen und noch ein paar Bierchen trinken. Es tat gut ein bekanntes Gesicht zu sehen und in den Arm genommen zu werden. Am nächsten Morgen waren wir zum Frühstück verabredet. Das Café war echt schön und hatte eine tolle Aussicht über den Plaza de Armas.
Danach musste Aldo noch etwas arbeiten und so ging ich erst mal zurück in mein Hostel und schrieb etwas an meinem Blog. Und dann nahmen zwei Mädels am Tisch neben mir Platz, die mir irgendwie bekannt vorkamen. Ich sagte direkt „Wir kennen uns! Woher?“ Es stellte sich heraus, dass wir zusammen die Wanderung zur Lost City in Kolumbien gemacht hatten – klar, als sie es sagte fiel der Groschen direkt (und verrückt wie klein die Welt manchmal ist). Wir unterhielten uns noch eine Weile, bis die beiden dann ihren Bus nehmen mussten. Ich machte mich auch auf den Weg, diesmal zu Ruinen, ebenfalls oben auf dem Berg über der Stadt, nahe Cristo Blanco. Also wieder den gaaanzen Weg rauf. Ziel: Saqsayhuman. Weil das für die meisten Gringos (Ausländer) schwer auszusprechen ist, sagen viele einfach Sexywoman zu dem Ort. Dort erstand ich eine Touristenkarte, mit der ich insgesamt 15 Orte besuchen konnte. Sexywoman konnte ich davon dann schon mal abhaken. Wirklich ein cooler Ort. Mittlerweile hab ich ja schon unzählige Ruinen besucht und muss sagen, dass ich es immer wieder spannend und faszinierend finde und alle Ruinen etwas besonderes haben und etwas anders sind. Hier aber erst mal Saqsayhuman, ein paar Bilder vom Weg dorthin und das Kreuz, welches ich noch in der Nähe besucht habe:
Abends trafen Aldo und ich uns mit Sonja, welche ich in Arequipa kennengelernt hatte. Wir gingen lecker essen und unterhielten uns gut. Aldo und ich zogen danach noch weiter – Sonja war hundemüde und verabschiedete sich ins Bett. Im Berl:inn trat eine Live Band auf und machte gut Stimmung, nach dem ersten Pisco Sour forderte Aldo mich dann zum Salsa auf. Die Bar war komplett im Deutschland-Thema eingerichtet und so sah ich das erste Schalke-Logo in Südamerika, direkt neben dem Köln-Logo… klaro verschickte ich da erst mal ein paar Fotos an meine Fußballfreunde hehe. Danach ging es weiter ins Inka Team, eine kleine Disco. Wir feierten noch bis spät in die Nacht. Es tat so gut, einfach mal den Kopf auszuschalten und nicht non-stop traurig zu sein. Ich unterhielt mich viel mit Aldo über meine Oma und meinen Verlust, was mir auch sehr geholfen hat. Es floss auch immer mal wieder das ein oder andere Tränchen. Trauern ist ein Prozess der etwas Zeit braucht…
Am nächsten Tag fühlte Aldo sich nicht so gut (vermutlich die Höhe und der wenige Schlaf + Alkohol). Er blieb also den halben Tag im Bett liegen. Ich gönnte mir erst einen Kaffee und ein Sandwich und besuchte dann das Museo Histórico Regional. Nachmittags trafen Aldo und ich uns noch für einen kleinen Spaziergang durch die Stadt und einen großen Tee (wirklich riesig, er wurde in einem Bierhumpen serviert). Am Tag darauf ging es ihm zum Glück wieder gut und er musste auch nicht arbeiten. Also fuhren wir zu den Tipón Ruinen. Wirklich wunderschön.
Abends waren wir dann noch im Molly‘s einen Absacker trinken. Einen Tag später machten wir einen Tagesausflug ins Secret Valley – das Heilige Tal. Erste Station war Pisaq, wo wir mit Aussicht über den Marktplatz frühstückten. Dann besuchten wir noch das lokale Museum, bevor es rauf zu den Ruinen ging. Danach fuhren wir weiter nach Ollantaytambo. Dort war echt soo viel los. Die Ruinen waren zwar auch beeindruckend, aber nicht so angenehm zu besichtigen, weil es so voll war. Wir machten trotzdem das Beste daraus und gönnten uns noch Empanadas, bevor unser Taxifahrer (hatten ihn für den ganzen Tag gebucht) uns weiter zur nächsten Sehenswürdigkeit fuhr (die übrigens alle auf meinem Touristenticket waren).
Während der Fahrt fuhren wir an einer lokalen Brauerei vorbei, der Secred Valley Brewery. Wir entschieden uns für einen spontanen Zwischenstopp und guckten uns die kleine Brauerei an und genossen ein köstliches Bier (mit einer meiner Favoriten in Peru: Inti Punku). Während wir unser Bier tranken, konnten wir durch Glasscheiben den Arbeitern beim Bier brauen zugucken – richtig cool.
Danach ging es noch zu zwei weiteren Ruinen. Erst Moray:
…und danach Chinchero:
Als wir abends wieder in Cusco angekommen sind, waren wir dann auch echt platt. Der Tag war aber wirklich interessant und toll. Am nächsten Morgen gab es lokales Frühstück im San Blas Markt. Sooo lecker, viel und günstig.
Weil Aldo arbeiten musste entschied ich mich noch mehr von meinem Touristenticket zu besichtigen. Ich ging ins Museo de Arte Contemporáneo und ins Museo de Arte Popular. Zwei Museen mit ganz viel lokaler Kunst. Danach lief ich noch ein ganzes Stück zum Monumento Pachacuteq. Es gilt einem Inka König, welcher groß oben drauf auf dem Turm steht und innen gibt es auf einigen Etagen ganz viele Informationen zu ihm, seiner Herrschaft etc. Wirklich spannend.
Zurück im Hostel machte ich noch ein Workout. Nach einer Dusche ging es dann in ein anderes Hostel, wo Aldo und ich eine Salsa Stunde mitmachten. Der Tanzlehrer hat uns noch einen coolen neuen Move beigebracht und wir hatten echt viel Spaß. Weil der Abend noch jung war, entschieden wir uns wieder ins Molly zu gehen. Dort gab es diesmal Live Musik und wir zockten Jenga und 4-gewinnt. Aldo musste am nächsten Tag wieder arbeiten, also frühstückte ich erst in einem süßen kleinen Café und machte mich dann auf den Weg die letzten drei Ruinen, die mir hinter Sexywoman noch fehlten, zu besuchen. Ein Guide sprach mich direkt bei der ersten Ruine an und so buchte ich sie spontan und wir besuchten alle Ruinen zusammen. Mit den ganzen Informationen doch noch mal ein anderes Erlebnis. 1. Stopp: Qenqo. 2. Stopp: PukaPukara. 3. Stopp Tambomachay. Von dem letzten Stopp aus lief ich dann zurück bis in die Stadt, was eine ganze Weile dauerte. Aber mir war danach und die Sonne schien und ich hörte Musik.
Anschließend traf ich mich mit Aldo für ein spätes Mittagessen und ein Eis als Nachtisch. Abends trafen wir uns mit einem Freund (Juan) von Aldo im Loki Hostel. Erst war alles ganz harmlos, wir tranken ein Bier und quatschten. Juan kommt gebürtig aus Bolivien, wohnt aber jetzt in Peru. Er gab mir also einige Tipps für Bolivien. Dann artete es irgendwie etwas aus. Wir spielten einige Trinkspiele (Beer Pong, Jenga, Becher flippen…) und tranken ganz viele Bomben. Wer Bomben nicht kennt: ein volles Schnapsglas wird im halb vollen Bierglas versenkt und man trinkt beides gleichzeitig aus. Ich weiß noch, dass wir ne Menge Spaß, aber auch viel zu viel Alkohol hatten. Aldo und ich liefen zusammen nach Hause und können uns beide beim besten Willen nicht daran erinnern, was passiert ist. Denn am nächsten Morgen wachte ich auf und mein Knie tat höllisch weh. Ich hatte am rechten Knie und auf beiden Unterschenkeln blaue Flecken. Ich musste mich also definitiv ordentlich lang gelegt haben. Super. Und das, wo in ein paar Tagen meine mehrtägige Wanderung zum Machu Picchu anstand. Ich versuche ja echt erwachsen und vernünftig zu sein,… aber manchmal klappt es einfach nicht. Meine Mama lachte nur und meinte „Bist du nicht mittlerweile zu alt für sowas?“ Sie hat glaub ich mittlerweile einfach aufgegeben mit mir zu schimpfen, weil es eh nichts nutzt. Naja nun war es so. Ich hatte zum Glück noch einen Rest Creme aus Ecuador und die Bandage. Wir wollten trotzdem etwas unternehmen und fuhren deswegen zum Morada de los Dioses. Ein ganz merkwürdiger Ort in der Nähe von Cusco. Dort gab es ganz viele Statuen und in den Berg gehauene Kunstwerke.
Danach wurde es noch seltsamer. Wir besuchten die Area 21. Ich sag einfach mal nichts dazu und lasse die Fotos für sich sprechen haha.
Abends hakten wir dann den letzten Punkt von meinem Touristen-Ticket ab: Centro Qusqo de Arte Nativo. Dort wurden uns lokale Musik und Tänze präsentiert. Noch mal eine neue tolle Erfahrung.
Danach gönnten wir uns ein paar sehr leckeren Cocktails im Republica de Pisco. Aber weil mein Freund Jonathan, den ich in Kolumbien kennengelernt hatte nun auch in der Stadt war ging es weiter ins Wildrover Hostel. Wir trafen uns in der Bar und die Wiedersehensfreude war groß. Am nächsten Tag schliefen wir lange aus und frühstückten wieder im San Blas Markt. Der Tag war noch mal echt hart für mich, weil die Beerdigung meiner Oma war. Ohne mich. Ich weiß sie wollte es so und auch der Rest meiner Familie ermutigte mich weiter zu reisen. Trotzdem fühlte es sich an dem Tag nicht richtig an. Obwohl ich gleichzeitig ehrlich gesagt froh war, nicht dabei sein zu müssen. Ein Wechselbad der Gefühle. Über den Tag verteilt flossen immer mal wieder ein paar Tränchen und so ließen wir es ruhig angehen. Tranken Kaffee, gingen etwas essen,… liefen etwas umher. Ich war froh, dass Aldo für mich da war. Abends war eine Salsa Klasse in unserem Hostel, die ich wegen meinem Knie aber nur halb mitmachen konnte. Danach ging es noch für ein paar Stunde in eine Bar in der Jonathan war. Noch einmal zusammen feiern, bevor sich unsere Wege wieder trennten. Auf dem Rückweg gab es einen kleinen leckeren Mitternachtssnack (Hamburger).
Tags drauf spazierten wir zu einem Aussichtspunkt, hatten ein geniales lokales Mittagessen und mein Vortreffen zum Salkantay-Trek (die Wanderung zum Machu Picchu) stand an. Abends gingen Aldo und ich zum Abschied noch einmal lecker essen und schon musste ich meine Sachen für die Wanderung packen.
Am nächsten Morgen musste ich richtig früh aufstehen, weil ein weiterer Traum von mir in Erfüllung ging: die Wanderung zum Machu Picchu. Zum Salkantay Trek dann aber mehr in meinem nächsten Beitrag…