Umgeben von Weinbergen und Weingütern ist Tarija ein Ort, den die Einheimischen wirklich lieben. Touristen verirren sich hierhin leider nicht so viele, was total schade ist. Denn für mich war Tarija eins meiner Highlights in Bolivien.

Auf 1.600 bis 2.850 Metern Höhe wird hier Wein angebaut. Gemäss der OIV (Internationale Organisation für Rebe und Wein) gilt ein Wein als hochgelegen, wenn die Trauben, von denen er stammt, in einer Höhe von 1000 Metern oder mehr über dem Meeresspiegel angebaut werden. Deswegen heißen die Weine hier “Höhen-Weine”. Die außergewöhnliche Höhenlage sorgt für ein spezielles Aroma und eine besondere Farbe. Hier gibt es übrigens mit die höchsten Weinberge der Welt… und kleiner Spoiler: die Weine schmeckten köstlich!!

Früh morgens gegen 5 Uhr machte der Hostel-Besitzer mir total verpennt und im Schlafanzug die Tür auf. Er zeigte mir mein Bett und mit den Worten “alles weitere klären wir später, ok?” verabschiedete er sich wieder ins Bett. War mir mehr als Recht. Auch ich machte es mir gemütlich und schlief noch ein Ründchen. Das Hostel in dem ich gelandet war hieß Pasta y Perro und war urgemütlich. Der Besitzer noch recht jung, Künstler, super lieb und sprach nur Spanisch. Überall war es bunt und super schön eingerichtet. Es waren immer wieder Künstler, Tänzer und Freigeister zu Gast. Die Atmosphäre war total entspannt und heimelig. Vormittags führte der Hostelbesitzer mich herum und gab mir noch einige Tipps, außerdem sagte er “Willkommen in der Familie, fühl dich wie zu Hause”. Und das tat ich tatsächlich.

Nachdem ich ein paar Stunden geschlafen hatte, frühstückte ich mit einer netten Niederländerin namens Marieke. Wir unterhielten uns eine ganze Weile und danach erkundete ich zu Fuß das kleine Tarija. Hier, seht selbst wie beschaulich es ist:

Ich lief zufälligerweise an einem total süßen kleinen Café vorbei und gönnte mir noch einen leckeren Cappuccino. Und bevor meine Wein-Tour losging (die ich mir natürlich nicht entgehen lassen konnte), aß ich noch in einem Markt Sopa de Mani. Die lokale Erdnusssuppe hatte mir der Hostelbesitzer empfohlen. Schmeckte auch echt lecker. Einzig den Hühnerfuß, der da mit drin rum schwamm, hätte ich nicht gebraucht.

Danach wurde ich dann zur Wein und Singani Tour abgeholt. Auch hier war ich die einzige Touristin, die nicht aus Bolivien kam. Aber die Truppe war sehr nett und hat brav langsam und verständlich mit mir gesprochen, sodass ich mich überhaupt nicht außen vor gefühlt habe. Wir fuhren eine ganzen Weile in einem Minivan, bis wir das erste Weingut erreichten. Erst durften wir uns etwas umgucken und Fotos machen, bevor wir dann einen köstlichen Roséwein bekamen. Nach der Verköstigung wurden wir durch das Weingut geführte und man erklärte uns, wie die Weinproduktion hier abläuft. Ein äußerst schönes Weingut, wie ich erwähnen möchte.

Nach der Führung ging es zurück in den Minivan und ab zur nächsten Station.

Ein riesiges Anwesen, wirklich modern und alles überdimensional groß. Aber trotzdem mit ganz viel Charme und Familiengeschichte. Hier wird Singani, der lokale bolivianische Schnaps, produziert. Die Führung war wirklich interessant und beeindruckend. Wir probierten anschließend den Singani aber nicht pur, sondern als Chuflay. Den Drink hatte ich ja bereits in La Paz probiert. Aber hier, mit wirklich gutem Singani, schmeckte er noch um einiges schmackhafter.

Ich konnte nicht widerstehen und hab mir eine kleine Flasche Singani mitgenommen…

Anschließend fuhren wir zum dritten Weingut. Der Kontrast hätte kaum größer sein können. Nach dieser modernen und riesigen Hacienda fuhren wir zu einem kleinen gemütlichen Häuschen. Hier konnten wir die Produktion zwar nicht anschauen, dafür verkosteten wir hier aber mehrere Weine auf einer schönen Terrasse mit tollem Ausblick und bekamen dazu noch einige leckere Snacks.

Es war köstlich…
Unser Ausblick.

Der Sohn der Weinproduktion erklärte uns einiges zu der Herstellung und dem Geschmack. Mein persönlicher Favorit war ein Rotwein (normalerweise mag ich gar keinen Rotwein, aber dieses Weingut hat mich wohl bekehrt hehe).

Zurück im Minivan fuhren wir zu dem letzten Stopp. Die Stimmung war nach den vielen Weinen ausgelassen und ich wurde von meinen Begleitern zu Weinen in Deutschland befragt. Für mich war der letzte Halt der schlechteste, weil die Weine ziemlich süß waren, was mir einfach nicht so gut schmeckt. Aber wir lernten eine Menge Trinksprüche, was wiederum sehr unterhaltsam war.

Auf dem Rückweg in die Stadt hielten wir noch an einem coolen Aussichtspunkt, wo es das hier zu sehen gab:

Ein schöner Abschluss für eine wunderbare Wein und Singani Tour. Zurück am Hostel brauchte ich dringend etwas zu Essen und entschied mich für die Pizzeria ein paar Häuser weiter. Leckere Pizza Calzone inklusive einem Abschluss-Weinchen…

Danach fiel ich hundemüde in mein Bett und stellte mir für den nächsten Tag auch keinen Wecker. Nachdem ich ausgeschlafen hatte, bereitete man mir im Hostel ein wirklich tolles Frühstück. Mit mir zusammen frühstückte Karla, ebenfalls aus Deutschland, ebenfalls etwas länger unterwegs. Wir verstanden uns auf anhieb gut und verabredeten uns für später.

Perfekter Start in den Tag.

Der Hostelbesitzer fragte uns, ob wir ihm bei ein paar Aufnahme für das Hostel zur Verfügung stünden. Da wir uns hier so wohl fühlten, sagten wir natürlich ja. Zwei Typen mit Licht, Kamera etc. kamen kurz später an und so wurde wild in allen Ecken des Hostels gefilmt und fotografiert. Mein Part war auf einem gemütlichen Bett im Gemeinschaftsbereich einen Bolivien-Reiseführer durchzublättern, während neben mir ein Teller voll mit frischem Obst stand. Easy. Danach war ich noch bei einer Frühstücks-Szene dabei, wo wir alle zusammen um einen wundervoll gedeckten Frühstückstisch saßen, uns unterhielten und lachten.

Ich hab nur ein Foto, wo ich nicht mit drauf bin… aber so sah das Ganze dann aus.

Danach nutzte ich die Zeit noch etwas für mich, um Kram zu erledigen. Später trafen Karla und ich uns zum Abendessen. Wir gingen in ein exzellentes Steakhaus und teilten uns 600 Gramm Steak und einen leckeren Rotwein (den, der mir so gut schmeckte auf der schönen Terrasse einen Tag zuvor).

Wir quatschten den ganzen Abend und genossen den Wein. Danach verabredeten wir uns für den nächsten Tag, um gemeinsam noch etwas Tarija zu erkunden und fielen müde in unsere Betten.

Tarija bei Nacht.

Nach einem ausgiebigen Frühstück fuhr ich mit einem klapprigen lokalen Bus für einen schmalen Taler zum Busbahnhof, um mir mein Ticket nach Potosí zu kaufen. Nachdem ich mein Busticket in der Hand hielt, fuhr ich schnurstracks wieder zurück zum Hostel. Karla und ich liefen durch Tarija und fanden ein riesiges Weinglas auf einem Hügel, das man besteigen konnte. Haben wir natürlich gemacht. Danach belohnten wir uns mit einem leckeren Mittagessen und Nachtisch.

Zurück im Hostel trafen wir den Besitzer und eine Freundin von ihm, die eine angebrochene Weinflasche dabei hatte. Kurzerhand teilten wir uns den restlichen Wein, direkt aus der Flasche. Und unterhielten uns über Gott und die Welt. Schließlich entschieden wir uns, zu einer kleinen “Bodega-Tour” aufzubrechen. Was eigentlich nur hieß, dass wir durch die Straßen liefen und uns noch zwei weitere Flaschen Wein besorgten und tranken. Wir hatten einen Heidenspaß. Mit etwas mehr Wein intus wurden wir auch etwas albern und machte ein paar Klingelstreiche und umarmten wahllos fremde Leute (Gruppenumarmungen, die erstaunlicherweise sehr gut ankamen). Es war super schön sich so leicht und frei und gut zu fühlen. Mit diesem Gefühl stiegen Karla und ich später in ein Taxi Richtung Busbahnhof, wo wir uns voneinander verabschieden mussten. Für Karla ging es nach Argentinien und für mich weiter nach Potosí. Wir scherzten noch, dass wir uns in Mexico wiedersehen könnten, damit Karla auch noch etwas warmes Wetter abkriegt. Und tatsächlich trafen wir uns in Mexico City wieder… dazu später dann mehr.

Tarija wird mir immer guter Erinnerung bleiben 🙂

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1 Kommentar

  1. Liebe Kathi,
    super, wieder einmal von Deiner Reise zu erfahren!
    Alles im grünen Bereich bei Dir?
    Heute war ich mit einer Teilgruppe der TagesstättenbesucherInnen auf dem Hof Fischer in Oer-Erkenschwick. Dort befinden sich mehrere Alpakas, mit denen wir über die Wiese gewandert sind (aber nicht weit, einige hatten ZERO BOCK) und von der Chefin Tatjana einiges über diese ruhigen Gesellen erfahren haben. Vor gut einer Woche war ich bereits mit teils anderen BesucherInnen dort. Mir haben beide Besuche super Spaß bereitet. Ich habe dort Eier von Freilauf-Hennen gekauft und heute eine Flasche Weißwein, die mit Tatjana empfohlen hat. Der Wein stammt von einem kleinen Weingut in Südfrankreich. Bin gespannt, wie er mundet.
    Dir alles Gute, viel Freude und bleib fit und gesund – Herzlichst Wilhelm

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