Mit einer Seehöhe von 2.850 Metern ist Quito die höchstgelegene Hauptstadt der Welt, was ich die ersten zwei Tage dort auch gemerkt habe: ich war dauerhaft müde. Aber andere werden richtig Höhen krank, inklusive Kopfschmerzen, Erbrechen und Durchfall… da bin ich mit ein bisschen müde doch ganz gut dabei.

Morgens noch in Cali, war es ein längerer Weg bis nach Quito. Eigentlich wäre ich gerne mit dem Bus über die Grenze, aber das ist etwas schwieriger als gedacht. Man fährt erst bis an die Grenze und dann muss man diese zu Fuß überqueren und in einem kleinen einsamen Ort in Ecuador dann auf den nächsten Bus warten. Außerdem habe ich mehrfach gehört, dass das alles nicht ganz so sicher sei. Also sorry Umwelt, aber meine Sicherheit geht für mich vor. Von Cali ging es also mit dem Flieger nach Bogota, wo meine Reise begann und von dort nach ein paar Stunden Aufenthalt weiter nach Quito. Am Flughafen angekommen musste ich mir erst mal Dollar besorgen und dann ging es mit dem Bus bis in die Stadt und von dort wurden alle im Bus in einzelne Taxis verfrachtet, die einen dann zum Hostel fuhren. Ich hatte echt Glück mit meinem Fahrer, er war super nett und die typische “wo-kommst-du-her-wo-warst-du-was-hast-du-vor-etc.“-Gespräche klappen mittlerweile ganz gut in Spanisch. Wobei ich gestehen muss, dass ich in letzter Zeit ziemlich faul bin und kaum lerne. Hab ich das schon in einem meiner letzten Beiträge geschrieben?! Ich weiß es grad gar nicht mehr, verzeiht mir. Aber trotzdem lernt man im Alltag immer ein bisschen und alleine das Zuhören ist viel wert. In Quito habe ich außerdem viel mit Leuten rumgehangen, die gar kein Spanisch konnten, weswegen ich immer Übersetzen und fragen/sprechen musste. Hat auch irgendwie geklappt. Trotzdem möchte ich gerne demnächst noch mal etwas Unterricht nehmen. Aber zurück zu Quito. Angekommen im Secret Garden Hostel (kann ich wirklich nur empfehlen) habe ich meinen Backpack ins Zimmer gebracht und bin dann mehr oder weniger direkt hoch auf die Dachterasse. Die Aussicht hat mich jeden Tag aufs neue begeistert!

Und wie findet man neue Freunde, wenn man im nächsten Hostel ankommt und niemanden kennt? Genau, einfach ansprechen und dazusetzen. Auf der Dachterasse saßen mehrere Grüppchen, bei denen ich es immer nicht so angenehm finde sich einfach einzuladen… also suchte ich nach jemandem der alleine am Tisch sitzt und bingo, gefunden. Ich also hin und gefragt, ob er alleine sein möchte oder ob ich mich dazugesellen darf. Steven war zum Glück super nett und hatte noch einen Kumpel dabei, der nur grad auf Klo war – ich hatte aber bereits im “Büro“ unten im Hostel mit ihm Bekanntschaft gemacht, als ich meine neue SIM-Karte gekauft habe. Die beiden Amis waren grad zurück von einem Ayahuasca Zeremonie Trip im Dschungel. Die Kurzfassung: man bekommt dort kontrolliert Drogen verabreicht. Eine Rinde von einem speziellen Baum, die in Wasser eingekocht als Tee serviert wird. Davor gibt‘s Bemalungen am Körper und irgendwie eine Zeremonie. Während man High ist kommt es oft vor, dass die Leute sich erbrechen und/oder Durchfall haben. Angeblich soll es so eine Art Therapie sein. Oh und davor muss bzw. soll man eine Woche keinen Sex haben und keinen Alkohol trinken + gesund essen. Der Abend war so unfassbar lustig, als die Beiden mir von ihren Erfahrungen erzählt haben und mir Fotos und Videos zeigten.

Am nächsten Tag war dann volles Touri-Programm angesagt. Morgens erst die obligatorische Free Walking Tour, die ich in allen größeren Städten mache – inklusive Eis (natürlich habe ich Lulo bzw. Naranjilla genommen), Empanadas (so viel größer als in Kolumbien) und Bonbons gefüllt mit Alkohol (die Frauen durften früher nicht trinken, also haben sie die Männer ausgetrickst und einfach den Alk in Bonbons versteckt). Die Kirchen sind alle wahnsinnig schön und prunkvoll. Generell ist die Altstadt sehr schön.

Und mittags ging‘s dann noch zum Mittelpunkt der Erde oder wie es auf Spanisch heißt “Mitad del Mundo“. Die Ecuadorianer haben ein riesiges Monument an diesem Platz errichtet, um dann später festzustellen, dass der tatsächliche Äquator 270m entfernt liegt – das konnte man aber erst mit Satellitenvermessung Jahre später errechnen. Wir waren bei beiden Stellen. Es war wirklich super super touristisch. Ok ich bin Tourist,… aber normalerweise mag ich diese Menschenmassen-Magneten nicht so sehr. Trotzdem war‘s ganz cool da gewesen zu sein, wenn man schon so nah dran ist.

Den Abend habe ich dann mit zwei Mädels aus den Niederlanden und einem Typen aus Chile auf der Dachterasse gemütlich ausklingen lassen. Am nächsten Tag stand dann endlich wieder CrossFit auf meinem Plan. Die Box war noch relativ neu und mein junger motivierter Trainer war froh, dass er ausnahmsweise mal seine Englischkenntnisse anwenden konnte. Es stand ein Partner-Wod auf dem Programm. Da wir aber nur drei Mädels waren, wurde daraus ein dreier Team, dass spontan gegen zwei Trainer angetreten ist. Meine beiden Mitstreiterinnen waren aber nicht so motiviert wie ich – vielleicht war ich so “on fire“ weil ich auf CrossFit-Entzug bin hehe. Die Laufstrecke war diesmal übrigens eine Parkhaus, immer mal was Neues. Der Trainer bot mir nach dem Workout an, noch ein kleines Workout hinterher zu schieben. Er hatte gemerkt, dass ich nicht ganz ausgelastet war. Da sagt man doch nicht nein. Als die beiden Mädels schon weg waren, kam ich dann noch richtig ins schwitzen. Nach einem kurzen Abschieds-Plausch stand ich dann fertig, aber glücklich, unter der Hostel-Dusche.

Nachmittags bin ich mit den beiden Mädels aus den Niederlanden zu der Jungfrau von Quito gefahren – uns wurde empfohlen das Taxi zu nehmen, da der Weg dorthin nicht so sicher ist…ok, hab ja versprochen auf mich aufzupassen. Die dargestellte Jungfrau steht auf der Oberseite einer Kugel und tritt auf eine Schlange, was ein klassisches Madonnen-Bildnis ist. Angeblich ist es die Frau der Apokalypse, wie sie in dem Buch der Offenbarung beschrieben wird. Für uns war es eine imposante Statue auf einem Hügel, von dem man eine tolle Aussicht über die Stadt hat.

Und dann war es schon der 13. Mai. Der Geburtstag von meinem kleinen Bruder Malte. Ich war froh, dass wir Videochatten konnten und ich ihm aus der Ferne “persönlich“ gratulieren konnte. Außerdem bin ich immer glücklich, wenn ich meine zuckersüße kleine Nichte Paula sehen kann. Danach bin ich dann immer super traurig, weil ich nur aus der Ferne mitbekomme, wie sie groß wird. Meine wunderbare Schwägerin Lena und auch Malte halten mich aber brav auf dem Laufenden. Meistens hab ich nicht lange Zeit meine Familie zu vermissen, weil es dann schon das Nächste zu entdecken gibt. Diesmal ging es mit Mountainbikes und Edwin, unserem Guide, kreuz und quer durch Quito. Es war eine tolle Tour: wir fuhren durch einige Parks, durch ein Künstler Viertel, vorbei an Aussichtspunkten und Statuen. Einen längeren Halt gab‘s bei einem lokalen Markt mit Fressmeile. Als die einzigen Ausländer dort beäugte man uns ganz genau, aber nicht unfreundlich. Die Frucht auf dem Foto, die aussieht wie ein Herz, schmeckt wie Fruchtgummi. Total verrückt. Und Mama ich möchte betonen, dass ich als Einzige brav einen Helm getragen habe! Naja abgesehen von unserem Guide Edwin, der mir noch ein toller Weggefährte werden sollte – was ich niemals gedacht hätte, als er mich morgens beim Frühstück anquatschte und mich fragte, ob ich Lust auf die Tour hätte. Und nebenbei erwähnt, ja, jeden Morgen hatte ich diese wundervolle Aussicht über Quito. Bei der Tour lernte ich außerdem Anthony kennen, mit dem ich noch viel Zeit verbracht habe. Gleich zum Freundschafts-Auftakt haben wir zusammen an dem Beerpong-Turnier im Hostel teilgenommen. Die Becher waren viel kleiner als normal, was es nicht einfacher machte, aber ich hab brav getroffen. Anthony und unser kolumbianischer Mitspieler leider gar nicht. Also verloren wir knapp… was gar nicht schlimm war, der Abend war super lustig und feucht fröhlich genug.

Den darauffolgenden Tag war ich froh, wieder etwas Zeit alleine zu verbringen. Ich hatte mir eine Art Kunstgalerie ausgesucht. Und zwar die von Oswaldo Guayasamín. Er war ein Maler und Bildhauer und der wohl wichtigste bildende Künstler Ecuadors des 20. Jahrhunderts. Aber es war nicht einfach eine Galerie. Er hat das Haus in dem er lebte, bevor er starb, dem Land vererbt. Man bekommt also eine Führung durch sein Privathaus und kann seine beeindruckende Kunstsammlung und sein beachtliches Haus bewundern. Direkt neben seinem Haus wurde eine, wie er es nannte “Capilla del Hombre“, erbaut. Ein riesiges Gebäude, von außen nicht so besonders schön, von innen aber echt eindrucksvoll. Was vor allem an seinen Kunstwerken liegt. Ich war richtig in ihren Bann gezogen. Außerdem zeigte man uns einige Videos von ihm, unter anderem eins in dem er grade ein Porträt erstellt und seine Gedanken zum Herstellungsprozess erklärt. Ein außergewöhnlicher Mensch. Wen Kunst nicht interessiert, der scrollt jetzt bitte einfach weiter. Ich habe so viele Fotos gemacht, weil ich es unfassbar toll fand. Vielleicht geht‘s ja dem ein oder anderen von euch auch so. In echt war es natürlich beeindruckender, aber ihr bekommt eine Idee davon, wie es war… Im Haus war übrigens noch alles genau so, wie Guayasamín es hinterlassen hat. Selbst die Kunstwerke, die er nicht mehr fertigstellen konnte, waren noch an Ort und Stelle.

Danach bin ich zum Botanischen Garten gelaufen, weil mir einige erzählt hatten, wie schön dieser sein soll. Auf dem Weg dorthin genoss ich die Sonne und die Aussicht. Diese kitschigen Gebetsstätten haben es mir irgendwie total angetan.

Der Botanische Garten war tatsächlich ziemlich schön und auch relativ groß. Ich hab mehrere Stunden dort verbracht, bevor ich zurück zum Hostel gelaufen bin. Hier eine Auswahl meiner liebsten Pflanzen/Blumen/Eindrücke:

Abends beschlossen Anthony und ich spontan zu einer nahegelegenen Brauerei zu laufen. Naja der Ort hieß zumindest “Bandido Brewery“ und braut auch tatsächlich sein eigenes Bier. In echt war es mehr eine urige, gemütliche Kneipe in einer ehemaligen Kapelle. Die Musik war gut, das Bier lecker und die Atmosphäre irgendwie besonders. Wir fühlten uns beide direkt wohl. Aus einer Bierlaune heraus wollten wir zu mehr “Brauereien“. Gesagt, getan. GoogleMaps führte uns zu Brauerei/Kneipe Nummer 2. Deutlich weniger gemütlich, aber sehr nette Mitarbeiter. Nach nur einem Bier wechselten wir, wegen fehlender Stimmung, in Brauerei/Kneipe Nummer 3. Direkt gegenüber von unserem Hostel und von außen eher unscheinbar. Nach dem Betreten konnten wir erst sehen, wie groß der Innenraum war – und schön. Dennoch war hier unser Aufenthalt wieder nur auf ein Getränk beschränkt, weil wir vor dem Hostel Edwin in die Arme gelaufen sind. Das fleißige Bienchen möchte einen Pub crwal in sein Programm aufnehmen… er fragte also, ob wir als Test-Gäste mitkommen wollten. Klar wollten wir. Seine Frau, ein paar Volunteers aus dem Hostel, Anthony und ich zogen also gemeinsam los. Erster Stopp: die imposante Kirche inmitten der Stadt. Es gäbe da eine Bar im Turm. Problem war nur, dass die Security uns nicht ohne Eintritt in den Turm lassen wollte – weil ist ja ne Touri-Attraktion. Edwin konnte seinen Kumpel, dem die Cocktailbar gehört leider nicht erreichen, also ging es unverrichteter Dinge zur nächsten Location. Ich fand den Zwischenstopp ganz cool, die Kirche sieht im dunkeln noch mal anders schön aus. Der nächste Stopp war ein Volltreffer: Live-Musik, Getränke, Snacks und Tanzen. Wir lachten und tanzten viel – Edwin und seine Frau ließen uns alle alt aussehen, so ein bezauberndes Pärchen. Während die anderen sich auf den Weg zur nächsten Kneipe machten, nahmen Anthony und ich ein Taxi zurück zum Hostel, weil wir für den nächsten Tag eine Wanderung geplant hatten.

Nach einem leckeren Frühstück setzten wir uns ins Taxi, dass uns zur Luftseilbahn “Teleférico“ brachte und die wiederum brachte uns zum Startpunkt unserer Wanderung. Es ging hoch bis auf den Gipfel des Ruco Pichincha (4696m). Vor allem wenn es etwas steiler wurde hat mein Herz echt schnell geschlagen und das atmen fiel mir definitiv schwerer. Die Höhe sind wir deutschen Kartoffeln einfach nicht gewohnt. Trotzdem war es eine wunderschöne Wanderung, auch wenn der Gipfel komplett in Wolken/Nebel gehüllt war. Anthony und ich hatten außerdem genug Gesprächsthemen. Meine Hände sind nur leider etwas eingefroren… ein paar Handschuhe steht noch auf meiner Kaufen-Liste.

Abends sind wir beiden mit einem mega netten, lustigen Niederländischen Pärchen essen gegangen. Genau genommen waren wir vier die Quilotoa Gang. Eigentlich hatte ich geplant am nächsten Tag Richtung Cotopaxi zu reisen, aber bei guten Gelegenheiten muss man JA sagen. Anthony hatte mich eingeladen den Quilotoa Loop mit zu wandern. Und Marieke und Sven waren auch mit von der Partie. Bevor es aber am nächsten Tag gemeinsam losging, erkundeten Anthony und ich morgens noch etwas genauer die Basilica del Voto Nacional (die Kirche mit dem Turm, bei dem man Eintritt bezahlen muss…). Aber davor ging es in ein wundervolles kleines Café, direkt um die Ecke unseres Hostels. Es heißt Coffee Romance und eine total liebe Frau machte uns frischen Kaffee in getöpferten Tassen serviert und einen köstlichen Arepa – definitiv mit liebe zubereitet! Frisch gestärkt konnten wir die vielen Stufen des Kirchenturms easy erklimmen. Der Besuch hat sich gelohnt, die Basilica del Voto Nacional ist wirklich wunderschön und die Aussicht vom Turm über die Stadt ist auch nicht schlecht. Auf dem Hügel könnt ihr die Jungfrau von Quito erahnen.

Ich habe oft gehört, Quito sei nicht so toll und ein oder zwei Tage würden völlig ausreichen. Für mich persönlich hätte das nicht gereicht. Ich habe so tolle Menschen getroffen und eine super tolle Zeit dort gehabt. Nach dem Quilotoa Loop habe ich sogar noch mal zwei Tage in Quito verbracht… Also seid gespannt auf meine nächsten Beiträge hehe… Ich hinke, wie immer, etwas hinterher. Morgen geht‘s für mich auf die Galapagos Inseln, was schon lange ein Traum von mir ist. Allerdings ist das WIFI dort wohl eher nicht so gut… kann also etwas dauern, bis es hier ein Update gibt. Fühlt euch gedrückt 🙂

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