Bei dem Flug nach Mexico City hatte ich noch Ellen an meiner Seite, die dort umsteigen musste. Eigentlich hatten wir geplant zusammen zu frühstücken, aber da sie zum Weiterfliegen in einen anderen Bereich musste und bei mir an der Gepäckabgabe keine Restaurants oder Cafés waren, mussten wir uns doch etwas eher voneinander verabschieden als gedacht. Und Ellen hatte dann noch das Pech, dass die Mitarbeiter sie nicht wieder die Treppe hoch lassen wollten (sie kam kurz zum Gepäckband zum Tschüss sagen), dass heißt, sie musste einmal ganz außen rum laufen, um wieder in den Abflug-Bereich zu gelangen… total doof, aber was will man machen. Wir verabschiedeten uns ausgiebig und gingen dann jeder unsere Wege. Alle Mädels wieder weg, komisches Gefühl.

Für mich ging es Richtung Bus. Erst bin ich schön zum falschen Terminal gelaufen, dort fuhren nur Fernbusse ab. Ich irrte etwas umher, bis ich schließlich die Haltestelle gefunden habe. Der Bus kam auch kurz später und die Mitarbeiterin meinte, dass ich mit der Karte im Bus zahlen kann. Das war aber ein kleines Missverständnis, sie meinte die elektronische Bus-Karte und ich dachte sie meint meine Kreditkarte. Sie war aber super lieb, lief mit mir zum Automaten in der Nähe, lud mein Geld auf ihre Karte und checkte mich dann im Bus ein. Schon praktisch, wenn man wenigstens etwas Spanisch versteht. Gegen Ende der Fahrt war der Bus echt proppenvoll, was mit meinem großen Rucksack auf dem Rücken immer so gar keinen Spaß macht. Von der letzten Haltestelle waren es dann noch ein paar Minuten Fußweg und im Hostel konnte ich zum Glück schon eher einchecken, weil mein Bett bereits gemacht war. Die zwei Wochen mit den Mädels waren unfassbar schön, aber auch super anstrengend. So viel zu sehen in so kurzer Zeit, definitiv viel zu viel Bier und nonstop drei Freunde um mich herum. Ich hab tatsächlich den ganzen Tag so mehr oder weniger im Bett verbracht und geschlafen. Ich hab mein Zimmer nur kurz zum Essen gehen verlassen und mich immerhin in der näheren Umgebung des Hostels etwas umgeguckt. Aber mein Körper war einfach nicht aufnahmebereit für mehr. Meine Akkus brauchten einen Tag, um wieder aufzuladen.

Tags drauf machte ich dann aber die Free Walking Tour mit, weil ich doch echt neugierig auf diese neue wuselige und große Stadt war.

Durch die ungünstige Lage von Mexiko Stadt und vielen Erdbeben in der Gegend, sinkt der Boden an vielen Stellen kontinuierlich ab. Das heißt, dass viele Gebäude mit der Zeit immer schiefer werden. Der Guide zeigte immer wieder auf schiefe Häuser und ich traute meinen Augen kaum. Wieviele Jahre oder Jahrzehnte geht das noch gut?

Außerdem lernten wir, dass es hier im Land üblich ist den 15 Geburtstag groß zu feiern: Sweet 15 Party. Die Mädels bekommen dafür buschige kitschige Ballkleider und es wird mit zig Leuten gefeiert. So eine Party kostet dann schnell mal ein kleines Vermögen. Wie das bezahlt wird? Die Gäste werden zum Beispiel zum Paten für den Kuchen ernannt, zum Paten für das Essen, zum Paten für das Kleid, zum Paten für dieses und jenes… alle Anwesenden zahlen also zusammen für das Fest. Super kurios, aber muss ne fette Party sein.

Wir machten ne ziemlich große Runde durch die Stadt und lernten so allerhand. Beispielsweise, dass hier ganz viele Drehorgeln im Umlauf sind (weil irgendein Deutscher mit irgendeinem Franzosen befreundet war und sie ihm schenkte – sorry hab vergessen wer). Also hört man immer mal wieder auf den Straßen diese alten Klapperkisten dudeln. In einem schrecklichen Sound, weil es keine Ersatzteile mehr gibt – Fun Fact: mittlerweile versucht man diese mit einem 3D-Drucker herzustellen… Auf jeden Fall gehören die Musikkisten mit zum Kulturerbe.

Während der Tour lernte ich außerdem Kirsty aus Südafrika kennen. Wir gingen direkt nach der Tour zusammen Tacos essen (sooo lecker!) und unterhielten uns über Gott und die Welt und natürlich das Reisen. Sie empfahl mir eine coole mehrtägige Wanderung in Südafrika – also wer dort mit mir wandern gehen würde, gerne melden hehe. Anschließend gingen wir noch in die große Kathedrale, wie von unserem Tourguide empfohlen. Es war wirklich beeindruckend.

Nachmittags besuchte ich die lokale CrossFit-Box, was mir wirklich gut tat. Nach dem Workout ist mein Kopf immer wieder total frei und ich fühl mich wohlig erschöpft, aber gleichzeitig auch voller neuer Energie. Und weil der Tag ja noch nicht ereignisreich genug war, nach dem faulen Tag davor, hatte ich auch noch eine Tour zum Lucha Libre (Wrestling) gebucht. Freitags ist nämlich immer die größte FightNight, welche ich gerne sehen wollte. Ich war die Letzte, die eingesammelt wurde und stieg in einen Mini-Bus, in dem alle schon gut betrunken waren. Drei Mexikaner, eine Französin, und sieben Amerikaner (5 Mädels und ein schwules Pärchen, die ihren JGA gefeiert haben). Unter großem Gegröhle und Gelache wurde ich in die Gruppe aufgenommen und bekam direkt ein paar Tequila-Shots und eine Wrestling-Maske. Das fing ja schon gut an. Im Stadion angekommen gab es Bier für alle und dann genossen wir die Show. Es war brechend voll mit Touristen, aber auch super viele Mexikaner wollten sich das Spektakel nicht entgehen lassen. Die Stimmung wurde von Kampf zu Kampf besser. Es wurde gerufen, geflucht, geklatscht und mit den Füßen gestampft. Und natürlich ordentlich gejubelt. Für diejenigen unter euch, die sich mit Lucha Libre so gar nicht auskennen: es handelt sich hier um gestellte Kämpfe und es gibt immer die „Bösen“ und die „Guten“, außerdem wird ganz gerne mal gegen die Regeln verstoßen und außerhalb des Ringes weitergekämpft. Man bekommt also wirklich eine großartige Show zu sehen.

Unsere Truppe hatte eine super Zeit und so johlten und fluchten wir was das Zeug hielt. Auf dem Rückweg zum Bus bin ich dann noch kurz verloren gegangen (es war so voll und auf einmal konnte ich keinen von meiner Gruppe mehr sehen). Also irrte ich umher und versuchte unseren Guide zu finden, was gar nicht so einfach war, weil alle Mini-Busse irgendwie gleich aussahen. Ich befürchtete schon das Schlimmste, nämlich dass ich alleine nach Hause finden muss. Aber nach einigen Minuten fand unser Guide mich und als ich zurück in den Bus stieg wurde mein Wiederfinden natürlich groß bejubelt. Die Amerikaner luden uns ein noch gemeinsam feiern zu gehen und so schlossen die Französin und ich uns dem JGA an. Der Bus ließ uns an der Bar namens Kinkys raus, welche sich als Gay Bar herausstellte (hätte ich mit rechnen können, auf dem JGA eines schwulen Pärchens haha). Hier waren super unterschiedliche Gäste mit den verrücktesten Outfits. Von Lack/Leder/Netzhemd zu halb nackt war alles dabei. Natürlich auch DragQueens, welche später noch eine geile Show ablieferten (mit tanzen und singen). Die männlichen oben ohne Tänzer waren auch ganz nett anzuschauen, schwul hin oder her: sexy Waschbrettbauch ist Waschbrettbauch. Irgendwann nachts oder eher früh morgens überkam mich dann die Müdigkeit und ich verabschiedete mich von der feierwütigen Meute. Was für ein Tag.

Das Frühstück im Hostel hab ich direkt mal verpennt und fühlte mich mit wenig Schlaf und zu viel Alkohol letzte Nacht den Tag über dann wieder nicht so fit. Ich gönnte mir deswegen einfach eine Pizza und Netflix im Bett.

Weil Mexico City echt groß ist, entschied ich mich am nächsten Tag die Stadt mit dem Touri-Bus zu erkunden, es gab direkt mehrere Routen, die angeboten wurden. Als erstes wählte ich die Tour, die einen Zwischenstopp in Coyoacán macht. Diesen Stadtteil hatte mir Melissa empfohlen, die ich aus meiner CrossFit-Box zu Hause kenne und die gebürtige Mexikanerin ist. Und sie hatte nicht untertrieben. Ein wunderschöner, bunter und gemütlicher Stadtteil. Ich fühlte mich direkt wohl und aß noch leckere Quesedillas in einem kleinen lokalen Food Markt, den Melissa ebenfalls empfohlen hatte. Es war ziemlich voll dort, aber nicht mit Touristen (außer mir). Lokales, günstiges, geiles Essen. Da bin ich immer dabei.

Danach genehmigte ich mir noch einen köstlichen frischen Frucht-Shake und machte mich auf dem Weg zurück zur Bushaltestelle. Nachdem ich wieder am Startpunkt der ganzen Routen angekommen war, entschied ich mich noch für eine kleine zweite Tour.

Danach machte ich mich aber auf den Rückweg, denn Karla kam heute in Mexico City an und buchte sich direkt ins gleiche Hostel ein. Wem der Name nichts mehr sagt: Karla und ich haben uns in Tarija in Bolivien kennengelernt und so einige leckere Weinflaschen zusammen getrunken. Sie entschied sich relativ spontan auch noch etwas Sonne in Mexiko zu tanken und so trafen wir uns wieder. Natürlich ging es direkt zu dem geilen Taco-Restaurant welches Kirsty und ich schon getestet hatten. Karlas erste Tacos sollten schließlich besonderes gut sein. So schlemmten wir uns durch die Karte und erzählten uns, was wir so alles in der Zwischenzeit erlebt hatten. Danach zogen wir noch weiter und tranken ein paar Cocktails…

Ich krieg einfach nicht genug vom mexikanischen Essen

Der Start in die neue Woche begann mit einem gemeinsamen Frühstück mit Karla. Danach musste ich ein paar organisatorische Dinge klären, endlich mal meine Wäsche waschen und ich nutzte die Zeit für ein paar Telefonate nach Hause. Außerdem widmete ich meinem Blog etwas Zeit. An diesem Montag fühlte ich mich auch irgendwie nicht soo super, weswegen ich relativ früh im Bett war.

Aussicht von der Hostel-Dachterrasse

Heute hatte ich noch mal eine Tour gebucht… schon bei meiner Ankunft, weswegen Karla leider nicht mehr dazu stoßen konnten (die Tickets waren bereits ausgebucht). Ich wollte nämlich unbedingt ins Frida Kahlo Museum (bedeutende mexikanische Künstlerin) und mir wurde die Xochimilco Bootstour empfohlen, welche ebenfalls in dem Tagestrip inkludiert war. Morgens wurde ich eingesammelt und wir fuhren mit dem Mini-Bus erst mal zur Universität (UNAM), wo auch das Sport-Stadium war.

Die Bibliothek wurde von Frida Kahlos Mann Diego Rivera gestaltet. Er hat zig kleine Mosaiksteinchen für die Muster verwendet. Es dauerte Jahre, bis er fertig war. Sieht aber schon ganz schnieke aus.

Danach ging es weiter zur Cuicuilco Pyramide. In Mexico ist so viel alte Kultur überall. Manches ist kaum noch sichtbar, aber diese kleine Ruine hält tapfer durch.

Anschließend stiegen wir wieder in den kleinen Bus und wollten nach Xochimilco, um die Tour mit dem Boot zu machen. Die Polizei machte uns da vorerst einen Strich durch die Rechnung. Unserem Fahrer fehlte offensichtlich ein kleiner Aufkleber am Auto, der anzeigt, dass Touristen befördert werden. Normalerweise hätte unser Fahrer also zur Polizeistation gemusst, um eine Strafgebühr zu bezahlen. Aber wie man ja immer wieder hört, sind die Bullen in Lateinamerika korrupt… so auch diese Zwei. Das Geld wurde direkt Cash eingefordert. So viel, dass unser Fahrer lange diskutierte und schließlich resigniert aufgab und zum nächsten Geldautomaten laufen musste… wir sollten währenddessen wieder einsteigen. Ok. Also wurde brav gezahlt und wir bretterten mit einem frustrierten Fahrer viel zu schnell davon. Unser Guide erzählte uns später, dass der Chef des Fahrers wohl von dem fehlenden Aufkleber wusste und deswegen die Hälfte der Kosten übernimmt… Das war auf jeden Fall eine super seltsame Situation.

Endlich bei dem Anleger angekommen, besorgten wir uns etwas zu Essen (Tacos von einem kleinen Stand, yummy yummy) und machten es uns gemütlich. Dazu gab‘s ein kaltes Bierchen und Musik von vorbei schwimmenden Bands. Kuriose und entspannte Fahrt, vorbei an schwimmenden kleinen Inseln (so ähnlich wie auf dem Titicaca See).

Nach der entspannten Pause auf dem Boot, fuhren wir schließlich Richtung Frida Kahlo Haus. Erst besuchten wir aber eine kleine Kirche und aßen ein köstliches Eis. Außerdem hatte ich wieder eine super nette Truppe erwischt, mit der ich sehr angenehme und interessante Gespräche hatte.

Und dann war es so weit: das Haus in dem Frida Kahlo mir ihrem Mann lebte ist nun ein Museum. Man läuft also durch ihren Garten und ihr Haus und sieht dazu noch viel Interessantes über ihr Leben und ihre Kunst. Selbst ihre sterblichen Überreste stehen in einer verrückten Urne in ihrem ehemaligen Schlafzimmer. Mir hat der Besuch dort sehr gut gefallen.

Zurück im Hostel staubte ich ein paar Stücke Pizza von meinem Roomie ab und machte mich direkt wieder auf den Weg in die Lobby. Karla wollte auch gerne Lucha Libre sehen und da ich echt Spaß daran hatte, entschied ich mich dazu noch mal mitzugehen. Diesmal liefen wir zur Arena und holten uns günstig Tickets am Schalter vor Ort. Allerdings war heute Dienstag und deutlich weniger los… absolut kein Vergleich zu dem Kampf am Wochenende. Aber trotzdem hatten wir Spaß, tranken wir ein paar Bierchen und feuerten die „Guten“ an.

Unser Hostel hatte auf dem Dach eine Terrasse mit Bar und so entschieden wir uns nach dem Wrestling den Abend gemütlich mit einem Kaltgetränk und bester Aussicht ausklingen zu lassen. Ein schöner Abschluss für eine tolle Zeit in Mexiko Stadt.

Da ich mich mit Karla gut verstand und sie mich einlud mit Guadalajara zu kommen, buchten wir für den nächsten Tag die gemeinsame Fahrt dorthin…

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