Nach der Abkühlung in den beiden Cenoten überlegten wir, ob wir noch hier etwas essen oder direkt weiter nach Campeche fahren. Wir entschieden uns dafür, unsere restlichen Snacks zu verputzen und erst später “richtig” zu essen. Und so fuhren wir wieder einmal los. Jani war mein Co-Pilot und navigierte mich und Vany und Ellen saßen auf der Rückbank und versorgten uns während der Fahrt mit den Snacks. Wir fuhren im Sonnenschein los, dann regnet es kurz heftig, dann war wieder Sonnenschein und anschließend wurden die Wolken am Himmel immer dunkler und dunkler. Dann fing es an zu regnen. Erst ein bisschen. Aber dann kam sintflutartiger Regen. Für mehrere Stunden!! Klar, zwischendurch wurde es mal etwas weniger, aber dafür danach wieder direkt umso heftiger. Ich fühlte mich trotzdem sicher beim Fahren, weil alle sehr langsam fuhren und das Warnblinklicht an hatten. Außerdem habe ich viel Schlecht-Wetter-Fahrpraxis (hab in Siegen studiert, eine der Niederschlag reichsten Städte Deutschlands…). Aber es war super anstrengend, dauerhaft in Alarmbereitschaft zu sein. Das war meine Sicht die meiste Zeit über. Teilweise noch schlechter.
Ich war soo froh, als wir endlich Campeche erreichten. Aber zu früh gefreut. Kurz vor unserem Hostel wurde es noch mal spannend. Jani lotste mich “ok, hier rechts abbiegen”. Aber ein Blick um die Ecke verriet mir. Nope, defintiv nicht links abbiegen. Das Wasser stand einige Zentimeter hoch und mittig auf der Straße war ein riesiger Wasserstrudel. Es war auch nicht zu erkennen, wie groß das Loch darunter ist, weil das Wasser dafür viel zu hoch stand. Sowas hab ich vorher noch nie gesehen. Also fuhr ich gradeaus weiter und wir versuchten einen anderen Weg zu finden. Aber ganz viele Straßen waren einfach komplett überschwemmt und die Bordsteine waren ziemlich hoch. Wir waren also mehr oder weniger in Sackgassen gefangen. Und dann wurde das Wasser immer höher und höher und wir wurden alle etwas hektisch und panisch. Plötzlich war ich auch noch eingekesselt von zwei Autos und konnte weder vor noch zurück und wir bekamen alle Angst, dass uns der Motor absäuft oder wir sogar davon schwimmen. Ich rief panisch “scheiße scheiße scheiße, was soll ich machen?!” Wir waren uns definitiv nicht einig und redeten alle wild durcheinander, ohne einen guten Plan zu haben. Wie auch, den gab es nicht wirklich. Schließlich fuhr das Auto vor mir doch weiter und ich konnte sehen, dass er das Wasser zu den Seiten wegdrückte beim Fahren, also entschied ich “ok, ich fahr jetzt einfach. Augen zu und durch! Hier bleiben können wir nicht!”. Ich war ultra nervös und hatte sogar etwas zittrige Hände – klar, ich wollte schließlich den Mietwagen nicht schrotten. Ich fuhr also los und spürte immer, wie das Wasser kurz weg war und ich Grip hatte, etwas vorwärts kam und dann wieder auf dem Wasser umher schlitterte. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir es geschafften und waren wieder raus aus den Fluten. Zwei Straßen weiter konnten wir an einem Restaurant halten. Ich parkte fix rückwärts ein, schaltete das Auto aus und fiel erst mal erleichtert in mich zusammen. Die ganze Anspannung fiel von mir ab und im selben Moment fingen meine Mädels an zu applaudieren und lobten mich (was wirklich gut tat). Auch für die Drei war es eine krasse Situation und wir brauchten erst mal einen Augenblick zum Durchatmen. Danach waren wir alle mehr als bereit für Essen und ein Bierchen.
Kaum saßen wir im Restaurant hörte es übrigens auf zu regnen… war ja klar… Ich wäre anschließend am liebsten direkt zum Hostel gefahren, um einzuchecken und das Auto abzustellen. Aber Jani meinte, da es grad nicht mehr regnet und es schon bald dunkel wird, wäre es doch schöner direkt etwas die Stadt zu erkunden. Tatsächlich war das die bessere Idee und so machten wir uns auf den Weg und liefen durch die Straßen von Campeche.
Stadt ist auch etwas übertrieben. Sagen wir eher Dorf. Die bunten Häuser verliehen dem Ort auf jeden Fall einen schönen Vibe, wir fühlten uns direkt wohl. Wir blieben aber nur eine Nacht, weil wir weiter in den Dschungel wollten. Wobei der Plan leider nicht so ganz aufging. Dazu gleich mehr. Zurück im Auto war ich doch etwas erleichtert, als es direkt ansprang (der Motor hatte also definitiv alles gut überstanden, Halleluja). Es dauerte zwar etwas, bis wir das Hostel gefunden hatten, aber dann konnten wir endlich unsere Rucksäcke aus dem Kofferraum holen und einchecken. Davor hatten wir immer in Hotels übernachtet und uns ein Zimmer geteilt. Jani wollte gerne eine Hostel-Erfahrung machen, also hatten wir diesmal ein Dorm gebucht. Ich hatte während meiner gesamten Reise zum Glück fast nur positive Erfahrungen mit Hostels gemacht (klar, ein paar Schlechte waren auch dabei, aber die Guten überwiegen bei weitem). Aber genau hier und jetzt hatten wir ein total mieses erwischt. Es war chaotisch, es war etwas heruntergekommen und super dunkel. Zudem war unsere Mitbewohnerin leider ein totales A*schloch, wie sich nachts noch herausstellen sollte. Aber hey, eine Nacht überstehen wir wohl. Ein paar der anderen Gäste sprachen uns an, wie wir den Sturm überstanden hätten und ob wir uns Sorgen wegen dem Hurrikan machen würde. Wir waren erst mal total verwirrt und wussten gar nicht wovon die da sprechen. Ich erzählte dann von unserer Autofahrt und wir sprachen auch von unserem Plan morgen weiter Richtung Dschungel zu fahren. Tjaaaaa. In Mexico ist im September/Oktober Hurrikan-Saison. Und für den folgenden Tag war eine Hurrikan-Warnung groß überall in den Nachrichten (die wir nicht verfolgt haben). Der Hurrikan sollte genau von rechts nach links unseren Weg kreuzen, so dass uns quasi alle (inklusive der Hostel-Besitzer) davon abrieten. Unsere Stimmung war erst mal im Keller, weil wir für eine Nacht ein wirklich teures und schönes Hotelzimmer im Dschungel gebucht hatten und nun irgendwie umdisponieren mussten. Oder doch nicht? Wir checkten alle Websites und Apps nach Wetterberichten und Hurrikan-Warnungen. Letztendlich war es uns das Risiko nicht wert und wir durften das Zimmer zum Glück umbuchen. Nachdem das fix war, machten Vany und ich uns auf den Weg zum nächsten Supermarkt, um etwas Bier zu kaufen.
Wir machten es uns mit dem Bier im Hostel-Innenhof gemütlich und mussten erst mal verarbeiten, was heute alles passiert war. Wir entschieden uns dafür, am nächsten Tag die komplette Strecke von heute wieder zurück zu fahren, an Merida vorbei, nach Tulum. Dorthin wollten wir eh und wir konnten ein paar Tage später auch von Tulum aus Richtung Dschungel fahren. Plan B stand und hey, auf das Wetter hat man halt keinen Einfluss. Also Krone richten und weiter machen. Wir entschieden uns also dazu noch einen kleinen Abstecher Richtung Meer zu machen. Und wir fanden dabei einen kleinen Stand mit einem Crêpe-artigen Dessert (Marquesita) – ist sehr lecker gewesen. Es war echt schön, dass wir den Abend dann doch noch genießen konnten.
Zurück im Hostel maulte uns unsere Mitbewohnerin an, dass wir viel zu laut wären bla bla bla. Sie regte sich tierisch auf und war damit eigentlich die Einzige, die ziemlich laut war. Wir waren alle ziemlich genervt von ihrem Verhalten und empfahlen ihr fürs nächste Mal dann vielleicht lieber ein Privatzimmer zu buchen. Meine Matratze war ganz schön durchgelegen und ich schlief nicht so richtig gut diese Nacht. Nachdem wir am nächsten Morgen wieder alles zusammengepackt und einen Kaffe intus hatten, machten wir uns also auf den langen Weg nach Tulum…
Zu dem angekündigten Hurrikan: der kam gar nicht… lediglich ein tropischer Sturm. Aber wir wissen natürlich nicht, wie die Fahrt dadurch gewesen wäre – und lieber einmal zu vorsichtig sein, als es nachher zu bereuen…