Hue ist vor allem bekannt, weil es früher die Hauptstadt Vietnams war. Von 1802 bis 1945 residierten hier die vietnamesischen Kaiser, seit 1993 zählt die Stadt sogar zum UNESCO Weltkulturerbe. Insbesondere die kaiserliche Zitadelle, die nach dem Vorbild der verbotene Stadt in Peking erbaut worden ist, ist ein Touristen-Magnet.
Aber fangen wir vorne an: abends noch in Ninh Binh stieg ich in einen Nachtbus, in dem ich wieder eine kleine Kabine mit Bett für mich hatte. Nicht wirklich gemacht für große Leute, aber ich konnte mich noch halbwegs bequem lang machen. Weil ich die Günstige und nicht die Luxus-Fahrt gebucht hatte, waren kaum Touristen mit im Bus. Rechts und links im Bus waren diese Schlafkabinen und in dem Gang in der Mitte wurde noch ordentlich Fracht eingeladen, auf welche dann einfach Matten gelegt wurden, damit man noch rein und raus kam. Wir hielten zwischendurch zum Essen/Pinkeln an und ich muss sagen, dass solche Toiletten immer weniger befremdlich werden… Einige Male hielt der Bus auch, um alles was im Gang gelagert wurde auszuladen – und das leider nicht grad leise. Aber ich kann beim nachts Reisen ja eh nie wirklich schlafen, also schaute ich einige Folgen bei Netflix und hörte ein paar Podcasts.
Der Bus hielt morgens irgendwo in der Neustadt von Hue an…ich schnappte mir wie immer meinen Backpack und überlegte, wie ich zu meiner Unterkunft komme. Ich hatte diesmal kein Hostel gebucht, sondern einen sogenannten Home-Stay (wenn Familien einen zu Hause aufnehmen, meist gibt es angeschlossen an das eigene Haus ein oder mehrere Zimmer) – dieser war im alten Teil der Stadt, der weniger Touristen beherbergt, aber die Bewertungen waren so gut, dass ich es versuchen wollte. Ich entschied mich für ein Motorrad-Taxi, was etwas günstiger und schneller ist als ein Normales. So blies mir kurz später die frische Luft durchs Gesicht und ich konnte während der Fahrt schon einen ersten kleinen Einblick von der Stadt erhaschen. Angekommen am Chi Homestay wurde ich sehr herzlich von einem älteren Ehepaar in Empfang genommen und das Grundstück der Beiden war wirklich schön, weswegen ich mich sofort wohl fühlte. Auf dem Foto seht ihr einen Teil des Anwesens – geradeaus durch war mein Dorm, rechts war eine kleine Nische zum Sitzen und links in dem Haus leben meine Gastgeber.
Weil mein Verlangen nach Kaffee groß war und ich nicht das Bedürfnis hatte mich hinzulegen nach der unruhigen Nacht, zog ich los zu einem nahegelegenen kleinen Café. Der Weg dorthin gefiel mir schon total gut, denn in diesem Teil der Stadt ist es wie gesagt kaum touristisch. Ein bisschen ins „wahre“ Leben eintauchen quasi. Ich schaute mich einfach interessiert um und freute mich auf klassischen vietnamesischen Kaffee, den ich kurz später auch bekam.
Ich trank direkt mehrere Tassen Kaffee oder sollte ich eher sagen Tässchen? Super lecker wenn er so frisch durchgelaufen ist, aber ein schön großer Becher sagt mir doch mehr zu 😉 Ich saß in einem wunderschönen grünen Garten und die zwei putzigen Vierbeiner versüßten mir den Aufenthalt zusätzlich.
Zurück an der Unterkunft empfiehl mir meine Gast-Mama ein lokales Restaurant, dort sollte ich die klassischen vietnamesischen Reispfannkuchen Banh Khoai probieren. Gesagt, getan: sie fuhr mich netterweise direkt mit dem Roller dorthin – was ein Service 🙂 ich hatte mittlerweile auch richtig Hunger und freute mich über ein üppiges Mittagessen (auch wenn‘s definitiv nicht mein Lieblingsgericht war).
Anschließend machte ich mich auf den Weg zu der berühmten Zitadelle in der damals die Kaiser-Familie lebte. Unterwegs gönnte ich mir noch einen leckeren Nachtisch. Eine Vietnamesin stand mit einem kleinen Wagen am Straßenrand und verkaufte kleine Teig-Fische mit Schokoladenfüllung. Es roch so gut, dass ich nicht widerstehen konnte.
Nachdem ich nun komplett voll war, besuchte ich die historische Zitadelle. Mit den großen Mauern und dem Flussgraben drumherum machte sie schon von außen einen imposanten Eindruck. Aber auch innerhalb der Mauern war die Zitadelle wirklich sehenswert, aber seht selbst:
Ich verbrachte dort eine ganze Weile und lief dann quer durch die Stadt wieder zurück zum Homestay. Abends war es etwas schwierig ein Restaurant zu finden, weil ich eben nicht im touristischen Teil der Stadt war. Vor mehreren kleineren Lokalen tummelten sich Männer, welche mir immer wieder etwas zu viel Aufmerksamkeit für meinen Geschmack zukommen ließen. Weil ich mich das erste Mal etwas unwohler fühlte, lief ich ein ganzes Stück weiter, bis ich ein etwas größeres Restaurant fand und aß dort noch schnell, bevor es wieder zurück und ins Bett ging.
Am nächsten Tag als ich aufwachte fühlte ich mich leider gar nicht gut. Ich war erkältet und verbrachte mehr oder weniger den ganzen Tag im Bett. Als hätte ich das geahnt, wählte ich in Hue den Homestay, statt das Hostel – meine Gast-Mama kümmerte sich rührend um mich: es gab Medikamente, Honig und einen selbstgemixten Drink aus Tofu, Ingwer und ehrlich gesagt keine Ahnung was noch (sah seltsam aus, wie ihr unten auf dem Foto sehen könnt, schmeckte aber gar nicht schlecht). Einer meiner Mitbewohner, Trey aus den USA, organisierte mir Suppe und ansonsten ernährte ich mich nur von Tee. Die meiste Zeit schlief ich einfach und zwischendurch quatschten Trey und ich über Gott und die Welt. So wirklich viel habe ich aber nicht verpasst, weil es die meiste Zeit sowieso regnete wie aus Eimern. Und am nächsten Tag fühlte ich mich zum Glück schon deutlich besser.
Ich machte noch etwas Sightseeing an meinem letzten Tag in Hue. Zuerst lief ich zu einer Pagoda und probierte auf dem Weg dorthin noch eine traditionelle vietnamesische Köstlichkeit: Nem lui. Ich hatte absolut keine Ahnung wie ich das essen musste und guckte mich etwas hilflos um, aber niemand hatte das gleiche Gericht und die Angestellten sprachen kein Wort Englisch. Also machte ich einfach Freestyle und zog das Fleisch von den Spießen in die Reisblätter rein und füllte sie danach noch mit dem Salat und träufelte die Saucen und Gewürze drüber. Hat auf jeden Fall echt gut geschmeckt.
Frisch gestärkt ging es weiter zur Pagoda, welche wirklich wunderschön war und ganz toll an einem Fluss lag. Anschließend lief ich noch in das neue Zentrum der Stadt und schaute mich in der touristischen Gegend um. Nach einem spontanen Kaffee mit Bananenkuchen (sah leider besser aus als er schmeckte) ging es dann auch wieder zurück zur Unterkunft. Denn der vorherige Tag und die Erkältungssymptome steckten mir doch noch etwas in den Knochen.
Tags drauf startete dann ein neues Abenteuer: es ging mit dem Motorrad über den Hai Van Pass ans nächste Ziel. Dazu aber mehr im nächsten Beitrag 🙂