Morgens gegen 6 Uhr bin ich total übermüdet in Huaraz angekommen. Die Busse hier sind wirklich komfortabel, aber mir fällt es trotzdem immer schwer im Bus zu schlafen. Bis ungefähr 3 Uhr nachts habe ich auf Netflix eine Serie gesuchtet und dann noch die restlichen 3 Stunden versucht zu schlafen, was aber nicht so richtig klappen wollte. Trotzdem fühlte ich mich direkt wohl in Huaraz, was ca. 3000m hoch gelegen und umringt von Bergen ist. Von fast überall in der kleinen Stadt hat man eine tolle Aussicht auf die Berge drumherum, seht selbst:
Und ich hatte Glück mit dem Wetter, fast die gesamte Zeit über schien die Sonne und der Himmel war blau. Perfektes Wander-Wetter. An meinem ersten Tag war ich aber einfach nur müde von der langen Fahrt und der Höhe. Ich erkundete etwas den Ort und fand ein paar wirklich schöne Ecken, aber auch super wuselige Straßen, auf denen so ziemlich alles verkauft wurde (Obst, Gemüse, Hühnchen/Meerschweinchen tot oder lebendig, Stühle, Kleidung etc.).
Im Hostel hab ich beim Kochen dann ein nettes Pärchen aus Finnland kennengelernt und wir haben uns für den nächsten Tag verabredet, um eine Wanderung zur Laguna Churup zu machen. Am darauffolgenden Morgen war dann aber nur Mia da, weil es Oskar leider nicht so gut ging. Also sind wir Mädels alleine los. Der Hostel-Besitzer hat uns gezeigt, wo wir ein Colectivo (Minibus) nehmen können, der uns bis zum Startpunkt der Wanderung bringt. Ungefähr 45 Minuten Fahrt später, durch wirklich schöne Berge, standen wir dann startklar mitten in der Pampa. Ich hatte im Internet etwas recherchiert, welche Wanderungen es in Huaraz gibt und welche man alleine machen kann, welche sich zum akklimatisieren anbieten… tja und da entschieden wir uns für die Laguna Churup. Der Weg war wirklich einfach zu finden und wir begegneten auch immer mal wieder anderen Wanderern. Mia hatte etwas mehr mit der Höhe zu kämpfen als ich. Aber wir hatten es ja nicht eilig. Also machten wir immer wieder kleine Pausen, gönnten uns ein paar Snacks, genossen die Aussicht und plauderten mit anderen Wanderern.
Am Kontrollpunkt mussten wir dann Eintrittsgeld bezahlen, um den Nationalpark betreten zu dürfen und uns in eine Liste eintragen. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht mehr wie lange wir bis zur Laguna gebraucht haben, aber das war uns eh nicht wichtig. Wir wollten einfach draußen in der wunderschönen Natur sein und uns natürlich auch akklimatisieren.
Der Weg zur Laguna war schon total schön und wir erzählten uns immer wieder gegenseitig, wie toll die Aussicht ist haha. Die Laguna Churup selbst war auch beeindruckend.
Wir machten erst mal Brotzeit und einige Fotos, bevor wir den Rückweg antraten. Auf dem Hinweg ging es quasi nur bergauf: teilweise mussten wir sogar etwas klettern, dort waren dann Eisenketten am Berg befestigt, an denen man sich festhalten konnte. Zurück ging es also fast nur bergab. Mia und ich philosophierten über das Leben, während wir eine ganz andere Landschaft zu sehen bekamen.
Als wir wieder am Startpunkt der Wanderung ankamen, hatten wir Glück und konnten direkt in ein Colectivo hüpfen, was uns zurück nach Huaraz brachte. Ich wäre während der Fahrt fast weg gepennt. Die Höhe, die frische Luft, die Wanderung. Ich war einfach nur platt. Zurück im Hostel war ich froh die Reste vom Vortag essen zu können und kuschelte noch ein bisschen mit der Hostel-Katze. Eine ganz süße, verschmuste. Wobei ich zugeben muss, dass meine Thunfisch-Nudeln sie angelockt hatten hehe…
Am nächsten Tag ging es Oskar endlich besser und so machten wir uns diesmal zu dritt auf. Heute auf dem Programm: Klettern am Berg. Ich Boulder nun schon seit einigen Jahren begeistert in der Halle und war ganz gespannt, wie es wohl draußen am echten Felsen ist. So ganz ohne Griffe. Man sieht keine vorgegebene Route. Und dann ist da noch die Höhe, die mir etwas Sorge bereitete. Ich würde nicht sagen, dass ich krasse Höhenangst habe, aber so richtig wohl fühl ich mich damit nicht. Aber hey, zumindest probieren wollt ich‘s mal.
Zuerst fuhren wir in den Shop, um Kletterschuhe, einen Klettergurt, sowie einen Helm zu bekommen. Unsere zwei Guides packten den Rest ein (Seile, Karabiner, Sicherungsgeräte, Chalk etc.). 15 Minuten Autofahrt später waren wir dann da.
Erst mal mussten wir dann eine Weile warten, bis unsere Guides die ersten zwei Routen befestigt hatten, damit wir auch gut gesichert sind. Dann ging es los. Ich war aufgeregt und total begeistert. Die ersten Routen waren einfach, aber haben Spaß gemacht. Allerdings war ich kurz zittrig und hatte etwas Angst, als ich das erste Mal oben ankam und runter schaute. Hui hui hui, ganz schön hoch. Danach hab ich einfach versucht möglichst nicht mehr nach unten zu gucken. Und nachdem ich merkte “mir passiert nichts, wenn ich mich in den Gurt fallen lasse“ war ich eh beruhigt. Ein Freund von Höhe werd ich trotzdem nicht mehr. Wir verbrachten den gesamten Tag an den Felsen und steigerten die Schwierigkeiten der Routen bis 6a. Zwischendurch saßen wir in der Sonne, aßen unsere Snacks und schauten den Guides beim Routen “bauen“ zu. Sie mussten ohne Befestigung hoch, um das Seil für uns zu befestigen, damit wir von Beginn an jedes Mal komplett gesichert waren. Dazu hatten wir noch eine grandiose Aussicht. Immer wieder cool, Dinge zum ersten Mal auszuprobieren. Ich hatte einen richtig tollen Tag und hab gar nicht genug bekommen. Meine Arme haben aber irgendwann aufgegeben…
Nach diesem ereignisreichen Tag waren wir noch lecker beim Inder essen und fielen danach alle müde ins Bett. Was aber auch gut so war, denn am nächsten Morgen wurden wir in aller Herrgottsfrühe für die Wanderung zur Laguna 69 abgeholt. Eine der bekanntesten Wanderungen in Huaraz. Man fährt einige Stunden, bis man dort ist und hält zwischendurch noch für ein kleines Frühstück an. Im Nationalpark angekommen zahlt jeder den Eintritt und dann geht‘s los. Jeder kann in seinem Tempo wandern. Es hieß lediglich spätestens um 12 Uhr muss man von der Laguna wieder zurück zum Bus laufen. Damit hatten wir ungefähr 3 Stunden Zeit für den Aufstieg und 2 für den Rückweg. Die Natur war (was auch sonst) wunderschön. Die Wanderung hatte es grade in den letzten Metern aber in sich. Es ging steil bergauf, die Laguna liegt 4600m hoch. Oskar und Mia boten mir Coca-Blätter an. Ich hatte vorher nur den Tee probiert. Die Blätter der Coca-Pflanze zerkaut man und lässt die zerkaute Masse dann in der Backentasche ein wenig liegen. Ich kann euch sagen: schmeckt mal so gar nicht!! Ich bin echt froh, dass ich mit der Höhe grundsätzlich gut zurecht komme. Wir überholten immer wieder die gleichen Leute, die uns kurz darauf dann wieder überholten. Jeder brauchte kurze Trink- und Durchschnauf-Pausen.
Die Laguna selbst war dann wirklich beeindruckend. Die Farbe des Wasser schimmerte so krass türkis, wenn die Sonne auf die Lagune schien. So eine Farbe habe ich in der Natur vorher noch nie gesehen. Wir waren relativ flott oben und hatten somit reichlich Zeit unsere Snacks zu verköstigen und ausgiebig Fotos zu machen.
Wir mussten leider den gleichen Weg zurück nehmen. Ich mag Rundwege ja lieber… aber nichtsdestotrotz war es eine wundervolle Wanderung.
Zurück in Huaraz waren wir alle drei ziemlich platt. Wir gönnten uns noch ein üppiges Abendessen im gemütlichen Café Andino und waren danach froh ins Bett fallen zu können.
Am nächsten Tag brauchten wir einen Restday. Einfach nichts machen, etwas Netflix gucken, im Bett rumlümmeln, Mittagsschläfchen machen… Ich lief auch noch etwas durch Huaraz und genoss einfach die Sonne und das Städtchen.
Am darauffolgenden Tag starteten Mia und Oskar eine 3-tägige Wanderung. Ursprünglich hatte ich auch überlegt eine mehrtägige Wanderung zu machen. Dort gibt es sogar eine tolle Strecke die man in 8-12 Tagen wandern kann (Zelt und Co im Schlepptau). Ich hatte große Lust das mal auszuprobieren (meine längste Wanderung ist bisher 4 Tage gewesen). Aber ich fühlte mich irgendwie nicht 100%ig fit und war konstant ein bisschen verschnupft. Nachdem ich von allen gehört habe, dass sie nachts im Zelt im Schlafsack allesamt gefroren haben, hab ich meine Pläne dann nochmal überdacht. Ich fühlte es einfach vor Ort dann nicht. Auch ok. Stattdessen buchte ich eine Tour zum Pastoruri Gletscher. Als ich dann im Minibus saß, stellte sich heraus, dass ich mit 18 Peruanern und einem peruanischen Guide unterwegs war. Niemand konnte Englisch, außer mir. Das hatte ich mir zwar etwas anders vorgestellt, aber ok. Von dem was der Guide erklärte, verstand ich leider nicht alles, weil mir das Vokabular fehlt, wenn es um sprudelndes Wasser in der Erde und sowas geht. Dennoch war es eine freundliche Gruppe und eine schöne Tour. Wir machten mehrere Stopps und zum Schluss ging es ca. 45 Minuten hoch zum Pastoruri Gletscher, welcher 5000m hoch ist. Da die Peruaner echt langsam unterwegs sind, steckte ich mir meine Kopfhörer rein und stiefelte mit bester Laune und Musik hoch. Der Gletscher war ein tolles Erlebnis. Zumindest für mich, einige andere kamen mit der Höhe nicht so gut klar. Ich hab direkt zwei kotzende Menschen gesehen und mehrere die am Boden oder auf Bänken lagen. Wieder einmal muss ich sagen: danke Körper, dass du so viel mit mir mitmachst und mich nicht im Stich lässt.
Tags drauf machte ich wieder einen Restday, wie gesagt, ich fühlte mich nicht so richtig fit wie sonst. Aber ich plante für den nächsten Tag eine Bergsteig-Tour und buchte mein Busticket nach Lima, plante und erledigte einiges. Für einen kleinen Spaziergang in der Sonne konnte ich mich natürlich auch wieder motivieren. Dann lag ich auch früh im Bett, weil ich für die Tour zum Nevado Mateo (5150m hoch) um 3 Uhr nachts abgeholt wurde. Ich hasse dieses frühe aufstehen total, aber es lohnt sich. Wir fuhren zum Startpunkt: Punta Olimpica (4700m). Und während die Sonne aufging und den Himmel in die schönsten Farben färbte, zogen wir unsere Ausrüstung an. Klettergurt drum, Helm auf. Steigeisen und dicke Wanderschuhe in/an den Rucksack. Der eine Guide startete mit ein paar Peruanern und mein Guide startete mit einem niederländischen Pärchen, Phoebe aus den Staaten und mir.
Nach dem Cotopaxi hatte ich ja Blut geleckt, was das Bergsteigen angeht. Der Mateo war zwar deutlich kleiner und einfacher, aber trotzdem war es eine klasse Wanderung. Über Stock und Stein, immer mal wieder ein bisschen klettern und vielen kurzen Pausen, erreichten wir die Ebene auf der wir unsere Steigeisen anziehen mussten.
Besonders mit Phoebe verstand ich mich sehr gut und wir quatschten über alles mögliche, während unser Guide von einem zum nächsten ging und half die Steigeisen richtig fest zu machen. Dann knotete er uns nacheinander an ein langes Seil, sodass wir alle mit ihm verbunden waren. Falls einem etwas passiert (abrutscht oder ähnliches) hätte er uns so retten können. Zum Glück war das Seil während unserer gesamten Tour aber nur Deko und kam nicht zum Einsatz. Über den Schnee zum Gipfel zu stapfen und im Sonnenschein oben anzukommen hat mich einfach nur glücklich gemacht. Vor allem, nachdem die Aufstieg auf dem Cotopaxi ja leider nicht möglich war. Die Aussicht war so wunderwunderschön. Ich hätte noch stundenlang dort oben sitzen können.
Kurze Zeit später mussten wir dann schon wieder runter, weil die Sonne so stark war, dass der Schnee begann etwas zu schmelzen und unser Guide meinte, wenn wir jetzt nicht gehen wird es zu rutschig und gefährlich,… ok, also los. Mit den Ei-Äxten stützen wir uns ab und krakselten langsam wieder runter. Die Steigeisen kamen wieder in den Rucksack und wir aßen unsere Snacks. Danach ging es dann zurück zum Startpunkt, was zwischendurch so aussah:
Zurück in Huaraz verabredete ich mich mit Phoebe zum Abendessen. Nach einer kurzen Dusche sahen wir uns also schon wieder und aßen eine köstliche Pizza und genossen dazu kaltes Bier. Wir liefen noch ins Zentrum, weil Huaraz 165 Jubiläum hatte und somit das ganze Wochenende dort etwas mehr los war als sonst. Ein perfekter Abschluss für einen tollen Tag.
Am nächsten Tag war ich echt platt und schlief erst mal lange. Dann stellte ich erfreut fest, dass Mia und Oskar von ihrer Tour zurück waren. Wir verabredeten uns für abends: Meerschweinchen probieren. Ich hatte dazu gespaltene Gefühle, aber dazu später mehr. An diesem Sonntag schien die Sonne wieder vom feinsten und an dem Hauptplatz gab es Live-Musik und einen Bierstand. Jawollo. Perfekter Restday. Ich setzte mich mit einem kühlen Blonden in die Nähe der Bühne und hörte mir mehrere Bands an. Neben mir saß irgendwann eine peruanische Familie, welche mir ein Bier schenkte. Ich war etwas verdutzt warum. Der Vater lächelte nur und meinte, weil so ein schöner Tag ist und wir das hier alle zusammen genießen. Haha ok. Wir stießen mehrmals an und feierten die aktuelle Band.
Ich packte auch schon mal meine Klamotten im Hostel etwas zusammen, weil den Tag drauf mein Bus nach Lima ging. Aber vorher wollten Mia, Oskar und ich ja noch das traditionelle Gericht Cuy = Riesenmeerschweinchen probieren. Man hatte uns gesagt Don Cuy sei das beste Restaurant dafür. Also setzten wir uns ins Taxi und fuhren zu Don Cuy. Ich muss sagen, für mich gehört lokales Essen zu probieren mit dazu, wenn man eine Kultur kennenlernen möchte. Aber als dann das kleine Meerschweinchen vor uns lag und man noch alles erkennen konnte (Öhrchen, Pfoten etc…) das war schon nicht so einfach für mich. Geschmeckt hat es für mich mehr oder weniger nach Hähnchen. Von einigen anderen hab ich gehört, dass sie finden es schmeckt nach Kaninchen. Es war definitiv eine Erfahrung. Brauch ich trotzdem nicht noch mal. Wir haben es übrigens versucht mir Humor zu nehmen, dass es hier ganz normal ist ein Meerschweinchen zu essen, welches bei uns ein Haustier ist.
Das Logo fand ich dann aber doch etwas makaber. Wobei sowas hier total normal ist. Auch an Fleischereien sind große Fotos von Kühen/Schweinen zu sehen…
Ja, das war also meine Meerschweinchen-Erfahrung.
Danach ging es zurück zum Hostel und am nächsten Morgen um 9 Uhr fuhr mein Bus nach Lima…
Mir hat Huaraz wirklich gut gefallen und man hätte noch unendlich viele andere Wanderungen machen können. Ich freute mich aber auch auf Perus Hauptstadt Lima. Davon dann mehr in meinem nächsten Beitrag 🙂 Liebe Grüße an euch alle!!
Wow richtig schön ❤️