Ich wusste nicht wirklich viel über Vietnam, bevor ich hierher kam. Aber was mir immer wieder begegnete war der Ha Giang Loop. Man kann ihn über mehrere Tage erkunden, alleine oder in der Gruppe. Mit dem Roller, Motorrad oder dem Auto. Was einen erwartet ist atemberaubende Natur und kleine traditionelle Dörfchen. Und in meinem Fall auch ganz viel „Happy Water“ und Karaoke. Also fangen wir von Vorne an:
Ich buchte in meinem Hostel die 3 Tage Version, weil die Wettervorhersage nicht wirklich gut war. Da jedoch alle sagten, dieser Trip sei ihr Highlight in Vietnam, entschied ich mich trotzdem dafür. Ich dachte, hey, besser 3 Tage klitschnass und durchgefroren, als 4. Im Nachhinein war mein Hintern sehr dankbar dafür! Das Wetter war Gottseidank deutlich besser als erwartet.
Im Hostel packte ich erstmal etwas um, weil wir auf dem Motorrad nur Platz für einen kleinen Rucksack hatten. Also fix die warmen Sachen, Unterwäsche für die nächsten Tage etc. rein in den Wanderrucksack und alles unnötige in den großen Backpack (der im Hostel verstaut wurde). Ich lernte außerdem schon die ersten Backpacker kennen, die den Loop ebenfalls gebucht hatten. Unter anderem Ben, welcher ein lebensfroher und stets gut gelaunter Brite war. Gegen 20 Uhr abends wurden wir dann alle eingesammelt und in einem äußerst bequemen Bus mehrere Stunden zu unserem Ziel gebracht. Jeder hatte im Bus sein eigenes kleines Bett.
Mir fiel es wie immer ziemlich schwer zu schlafen, also schaute ich Netflix und hörte Podcasts, bis wir früh morgens gegen 4 Uhr vor einem Haus abgesetzt wurden. Dort standen schon ganz viele Motorräder vor der Tür und wir wurden alle in ein Zimmer im 3. Stock verfrachtet. Dort standen mehrere Hochbetten und auf dem Boden lagen dazu noch mehrere Matratzen. Wir waren 26 Leute und schliefen die erste Nacht (oder was davon noch übrig war) alle in diesem einen Raum. Nach ein paar Stunden Schlaf machten wir uns dann morgens alle, etwas zerstört von der Nacht, fertig für das bevorstehende Abenteuer. Es gab Frühstück und wir bekamen ein Minimum an Schutzkleidung (Plastikschoner für Arme und Knie und einen Helm). Manche fuhren selbst und einige, sowie ich selbst, hatten einen „Easyrider“ gebucht. Also jemanden der uns fährt. Ich hatte lange überlegt, ob ich selbst fahre oder mich fahren lasse (ich hab mit 18 meinen Motorradführerschein gemacht). Im Endeffekt entschied ich mich für den Fahrer, damit ich die Landschaft wirklich in vollen Zügen genießen kann – da wusste ich noch nicht, dass wir abends ordentlich feiern und trinken würden, weswegen ich nachher doppelt froh war nicht fahren zu müssen.
Und dann ging die wilde Fahrt auch schon los. Es war zwar bewölkt und nicht grad warm, aber immerhin regnete es nicht (naja ok, bis auf ein paar Tropfen). Wir hielten zwischendurch immer wieder an wunderschönen Aussichtspunkten an und bekamen einige Infos. Natürlich gab es auch einige Pausen an „Raststätten“, um mal Pipi zu machen oder einen Snack zu kaufen oder was zu trinken… Hier ein paar Impressionen:
Ich wusste erst nich so ganz, ob ich es gut finde, dass wir so eine riesige Truppe sind. Aber in den Pausen stelle sich schnell heraus, dass es ein echt lustiger Haufen war und spätestens am Abend bei „Happy Water“ (lokaler Schnaps) und Karaoke war klar: absolut richtige Entscheidung. Hier trotzdem erst noch mehr Bilder vom 1. Tag, bevor wir zur Feierei übergehen:
In der blauen Regenjacke neben mir seht ihr Ben. Er war definitiv unser Sonnenschein der Gruppe, auch wenn eigentlich alle super nett waren 😉 Er macht auch Crossfit und wir folgen unseren Crossfit-Boxen nun gegenseitig bei Instagram haha. Kurz bevor es zu unserer Unterkunft ging, hielten wir noch an einem kleinen Wasserfall, wo einige tatsächlich schwimmen gingen (mir war‘s echt zu kalt, vor allem ohne Aussicht auf eine anschließende warme Dusche). Da war mir das kleine Feuerchen doch lieber.
Die erste Nacht verbrachten wir in einem kleinen Gästehaus mit mehreren Zimmern, auf die wir aufgeteilt wurden. Ich teilte mir ein Zimmer mit Gaby. Also Zimmer hieß genau genommen: ein kleiner Raum mit einer großen Matratze auf dem Boden (aber die war immerhin bequem). Es gab ein Lagerfeuer, leckeres lokales Essen und das schon mehrfach erwähnte „Happy Water“. Unsere Guides und Fahrer machten ordentlich Stimmung, es durfte nämlich nie ohne Trinkspruch getrunken werden. Es war mehr ein Gröhlen, als alles andere und spätestens nach dem x-ten Mal auch ein Ohrwurm. Einer der Guides/Fahrer brüllte also laut „Mooooot!“ und dann stimmten wir alle mit ein „Hai! Ba! Dzo! Hai! Ba! Dzo! Hai! Ba! Dzo!“ Was übersetzt so viel bedeutet wie „Eins, zwei, drei, Prost“. Nicht besonders kreativ, aber hey, dafür sind Trinksprüche ja bekannt oder?! Danach stürmten wir dann die „Tanzfläche“ und es wurde ganz viel Karaoke gesungen. Teilweise so unfassbar schief und schlecht, dass wir uns einfach nur kaputt lachten. Die Stimmung war wirklich großartig.
Am nächsten Morgen war ich doch leicht verkatert (bzw. wir alle) und ich dachte nur ohje ohje, wir fahren den ganzen Tag und dass nach dieser Nacht. Wie gesagt, ich war heilfroh, dass ich einfach nur hinter meinem Fahrer sitzen musste. Bis auf einen kleinen Aussetzer, wo jemand kurz in einem Graben gelandet ist, ist zum Glück nichts passiert (ihm ging‘s gut, abgesehen vom Schreck).
Morgens ging ich duschen, obwohl es kein warmes Wasser gab. Tat gut, nach der durchzechten Nacht. Danach freute ich mich aber umso mehr über einen heißen Kaffee und Pancakes. Und dann starteten wir schon in unseren 2. Tag. Diesmal haute die Landschaft mich echt um, es war wirklich wahnsinnig schön.
Bei der Mittagspause schmeckte zwar das Essen, aber der Kaffee war leider nicht so der Knaller (obwohl ich grundsätzlich viel leckeren Kaffee in Vietnam getrunken habe). Der Besuch der Toilette war aber eher nicht so erfreulich und zum Glück (oder auch nicht??) erst nach dem Essen…
Andere Länder, andere Hygienevorstellungen:
Nichtsdestotrotz ging es dann frisch gestärkt zurück auf die Motorräder. Ein Teil der Fahrbahn wurde erneuert, sodass es zwischendurch etwas abenteuerlich war voran zu kommen. Teilweise mussten wir absteigen und schieben oder die Guides fuhren die Bikes kurz über Stock und Stein und Hügel.
Irgendwie ging es immer weiter. In den Pausen plauderten wir, gönnten uns ein paar Snacks und manche spielten mit einem kleinen Ball. Uuuund natürlich genossen wir die gute Aussicht. Ich hatte selten solch eine Gute, selbst von der Toilette aus haha:
Hier noch ein paar Fotos der wunderschönen Natur:
Einer der Guides meinte dann, wollt ihr ein richtig cooles Foto haben? Na klaaaar, also liefen wir die Straße ein Stückchen zurück und kletterten über die Leitplanke. Eigentlich stand dort folgendes Schild…
…unser Guide meinte, ne ne, schon ok, klettert ruhig auf den Fels… mhhhhhh ja naja, was soll ich sagen… SORRY Mama, aber das Foto war es schon wert finde ich. Obwohl mein Herz wie wild raste, als ich da vorne so auf dem Felsen saß. Höhe ist wie ihr wisst schließlich nicht so meins. Aber ich liebe dieses Foto und die Erinnerung an den Moment.
Trotz Angst fühlte ich mich ein bisschen wie die Königin der Welt hehe. Später hielten wir mitten am Rand der Straße, als es mehrere Serpentinen hoch ging. Danach war erst mal bergauf laufen angesagt. Wir wanderten ungefähr eine halbe Stunde, bis wir die Spitze von einem kleinen Berg erreichten. Auf einem kleinen Vorsprung machten wir ein kleines Fotoshooting. Die Fotos sind schon cool geworden, aber später während meiner Reise habe ich erfahren, dass genau an der Stelle schon einige Touristen in den Tod gefallen sind. Keine Ahnung, wie dumm es wirklich war, da auf den Vorsprung zu krabbeln… im Endeffekt sind wir alle heil und munter nach Hause gekommen und das Foto ist beeindruckend. Aber absolut kein Menschenleben wert! Im Nachhinein würd ich‘s nicht noch mal machen. Zumindest eins der Fotos möchte ich euch trotzdem nicht vorenthalten:
Abends erreichten wir unser Hostel. Diesmal schliefen wir in Mehrbettzimmern und es gab sogar Duschen mit heißem Wasser, naja zumindest für die Ersten. Danach war‘s dann aus und ich sparte mir eine zweite kalte Dusche. Beim Abendessen gab es wieder reichlich „Happy Water“.
Und im Keller des Hostels gab es eine kleine Bar, samt Karaoke-Maschine. Wir spielten erst einige Runden Karten und hatten dabei schon eine Menge Spaß. Mit steigendem Alkoholpegel wurde dann die Karaoke-Maschine angeschmissen. Wir sangen genau so schief und schlecht, aber voller Leidenschaft, wie die Nacht zuvor.
Am nächsten Morgen dauerte es ganz schön lange (kein wunder nach zwei durchfeierten Nächten und ereignisreichen Tagen), bis alle gefrühstückt hatten und bereit waren loszufahren. Wir hatten immerhin Glück mit dem Wetter, blauer Himmel und Sonnenschein. Ein letztes Gruppenfoto gab es dann noch, bevor wir los fuhren, weil sich heute die Gruppe teilen würde. Einige, so wie ich, machten den Loop nur für 3 Tage, während andere noch einen Tag länger fahren würden.
Die Laune war wie immer gut. Und so starteten wir in den 3. und letzten Tag dieses wunderbaren Trips. Mit Sonne und blauem Himmel war die Landschaft noch mal doppelt so schön. Obwohl die Wolken und der Nebel zwischen den Bergen auch etwas wunderschönes und mystisches hatte.
Von manchen Sachen/Orten hab ich gar keine Fotos, weil ich es einfach genossen habe. Es fällt mir nicht leicht, das Erlebte hier so wiederzugeben, dass ihr tatsächlich nachfühlen könnt wie es war. Man fährt auf diesem kleinen Motorrad über geteerte gute Straßen, über kleine buckelige Holperpisten, einem ist kalt oder man wird von der Sonne geblendet. Man bestaunt diese unfassbare Natur, kennt seine Mitreisenden erst einige Tage, dennoch fühlt es sich fast an wie eine kleine Reise-Familie. Man ist müde, man ist hellwach und begeistert und voller Adrenalin. Einheimisch winken einem zu, Kinder rennen uns hinterher oder wollen unsere Hände abklatschen. Wir fahren durch kleine Städte und durch traditionelle Dörfileinichen, die nur aus ein paar spartanischen Holzhütten bestehen. Man pinkelt in Löcher im Boden oder hat dabei die krasseste Aussicht überhaupt. Auf der Straße kommen einem Kühe entgegen und der Fahrtwind und überhaupt alles fühlt sich an wie Freiheit pur. Und zu guter letzt fängt so langsam an der Popo weh zu tun. Beim Karaoke singen und lachen, egal wie schief der Ton rauskommt. Viel zu viel Alkohol, aber hey, man lebt nur einmal. Die leckersten Frühlingsrollen. In den drei Tagen ist einfach so unfassbar viel passiert, dass es sich wie eine (tolle) Ewigkeit anfühlte.
Was soll ich sagen, der Ha Giang Loop war definitiv auch eins meiner Highlights in Vietnam.
Ein paar letzte Gruppenfotos, bevor es in das Restaurant vom ersten Tag ging, um ein letztes gemeinsames Mittagessen zu essen. Danach fuhren wir auch schon zurück. Nachdem wir unsere Schutzkleidung abgegeben hatten und noch ein T-Shirt als Erinnerung bekamen, fuhr schon der Bus vor. Wieder ging es in eins der kleinen Betten und mit viel Geruckel zurück nach Hanoi. Wir kamen nachts an und fielen alle nur noch müde ins Bett.
Ein paar liebe Menschen von diesem Trip werdet ihr in späteren Beiträgen noch einmal wiedersehen…
Also wer vor hat selbst mal nach Vietnam zu reisen, ihr dürft den Ha Giang Loop auf keinen Fall verpassen 😉
P.S.: Den Loop habe mich Mitte Dezember 2022 gemacht. Mittlerweile bin ich schon einige Wochen wieder zurück in Deutschland, was mir anfangs wirklich wirklich schwer viel. Ich hinke mit den Beiträgen ganz schön hinterher, wie ihr wisst… ich versuche so langsam noch alles aufzuholen (auch für mich als Erinnerung). Also sorry, wenn es etwas länger dauert!! Ich freue mich, falls ihr trotzdem noch mitlest bzw. „mit reist“ 🙂
Hallo beste Kathi,
schön wieder von Deiner Reise zu lesen, ich bleibe Dein Reisebegleiter!
Es freut mich sehr, dass Du wieder in der Heimat angekommen bist und wünsche Dir gutes Einleben und natürlich auch hier viel Freude. Arbeitest Du wieder und wenn ja, ging das am Anfang problemlos? Bist Du beim selben Arbeitgeber?
Deine – aktuellsten – Fotos und Texte aus Vietnam sind beeindruckend. Ich lese total gerne von Deinen Exkursionen. Werde dadurch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch nicht dümmer, garantiert aber informierter.
Kathi, herzliche Grüße aus der Tagesstätte in Hillerheide – W.S.
Lieber Wilhelm,
entschuldige bitte meine späte Antwort. Freut mich, dass du ein so treuer Begleiter meiner Reise warst/bist. Mein Einleben war etwas holprig. Mittlerweile ist es mal gut, mal nicht so gut. So eine lange Reise mit so vielen Erlebnisschen verändert einen einfach. Derweil versuche ich hier immer mal wieder etwas voran zu kommen, da die Blog-Einträge auch für mich eine schöne Erinnerung sind.
Liebe Grüße an dich und auch die Tagesstätte, Kathi
Liebe Grüße aus der Tagesstätte – Bleib fit und unternehmungslustig!
Gruß Wilhelm
Alles Beste aus der Tagesstätte – Gruß Wilhelm