Cali ist auf der ganzen Welt als Hauptstadt des Salsa bekannt. Als jemand der viele Jahre Ballett gemacht hat und es generell liebt zu tanzen (liegt in meiner Familie), konnte ich mir Cali natürlich nicht entgehen lassen. Dass mir Salsa sehr gefällt, hatte ich ja bereits in anderen Städten in Kolumbien herausgefunden. Aber Cali ist besonders, die Art Salsa zu tanzen wurde hier perfektioniert und ein spezieller Stil entstand: unheimlich schnelle und komplexe Bewegungen mit den Beinen/Füßen. Bereits am ersten Tag in Cali ging‘s für mich in den La Topa Club, eine Top-Adresse für Salsa. Steven, ein netter Typ aus meinem Hostel und ich machten uns gemeinsam auf den Weg zum kostenlosen Salsa-Unterricht, bevor der Club offiziell öffnet. Wir schwitzten, lachten und tanzten so semi-gut Salsa. Für mich war nach dem Abend klar, ich möchte definitiv ein paar Salsa-Stunden buchen. Zu späterer Stunde gab es erst mal noch erfrischende Lulo-Cocktails, die unser Hostel-Besitzer höchstpersönlich zubereitete. Natürlich lief auch auf unserer Dachterasse Musik und der ein oder andere schwang das Tanzbein. Ein super erster Abend in Cali.
Am nächsten Tag zog ich in ein anderes Hostel um, ins Viajero, weil es mir in Salento dort so gut gefallen hatte (ist ne kleine Kette in Kolumbien). Da ich immer sehr spontan und spät buche, war dort erst ab Donnerstag etwas frei. Aber die Nacht im Casa Adry bereue ich nicht, es war sehr familiär und ich hatte eine gute Zeit dort. Trotzdem freute ich mich auf mein neues Hostel, denn der Außenbereich dort war viel größer, es gab viele Hängematten, einen Pool und eine Bar – perfekt, wenn man alleine reist und schnell Leute kennenlernen möchte. Außerdem konnte ich meinen Salsa-Unterricht direkt im Hostel nehmen – kleiner Nachteil, auch andere haben das gemacht und so wurde man den ganzen Tag mit Salsa-Musik beschallt. Ich war nur 5 Nächte dort, also war das ok für mich.
Cali ist die drittgrößte Stadt Kolumbiens, was für mich hieß: endlich auch wieder zum Crossfit. Training in einer Box macht mich immer glücklich und auch hier wurde ich wieder nett aufgenommen. Wie es der Zufall wollte, kam ein Workout mit laufen dran. Die Laufstrecke war der Fahrradweg auf der vielbefahrenen Straße und wenn man Pech hatte, war auf der großen Kreuzung die man überqueren musste grad für die Falschen grün und man musste warten oder noch mit Vollgas rüber rennen, obwohl die Ampel schon von grün auf rot springt. Abenteuerlich. Ausgepowert und glücklich ging‘s für mich zurück zum Hostel. Mein Uber-Fahrer hat sich köstlich über mein schlechtes Spanisch amüsiert, aber unsere Unterhaltung war trotzdem ganz nett. Im Hostel startete zufällig grad die kostenlose Salsa-Stunde, die ich natürlich noch mitgemacht hab. Danach war ich fix und fertig, aber happy. An der Bar lernte ich später ein paar nette Reisende kennen und wir unterhielten uns lange und genossen die kühle Abendbrise, nach dem heißen Tag.
Freitag: tagsüber noch alles ganz entspannt: Einkaufen, kochen, Blog weiterschreiben… Faulenzen in der Hängematte. Essen gehen mit ein paar netten Mitreisenden. Und dann wurde es verrückt. Freitagabend wird natürlich gefeiert und zwar im Partybus (Chiva genannt). Fast das ganze Hostel hatte sich dafür angemeldet, weswegen wir viel zu viele Menschen auf diesem kleinen Partybus waren. Dicht aneinander gedrängt standen und saßen wir im Bus, der sich langsam in Bewegung setzte. Die Musik dröhnte aus den Boxen, Alkohol gab es aus einem Topf mit einer Kelle in Plastikbecher, die durchgereicht wurden, da man sich kaum bewegen konnte. Naja außer etwas auf der Stelle zu tanzen und hin und her geschleudert zu werden. Eine Erfahrung die ich nicht bereue – brauche ich aber auch nicht noch einmal haha. Übrigens ist eine Woche zuvor ein betrunkenes Mädchen aus dem Bus gefallen, weswegen die Mitarbeiter ständig im Stress waren, weil sich immer wieder jemand auf die Brüstung setzen wollte. Irgendwann erreichten wir dann unseren Zielort: einen Club, der irgendwie seltsam war. Viele der Mädels waren halbnackt, in aufreizender knapper Kleidung oder sogar in Unterwäsche. Bis heute rätseln wir, was genau dort los war. Professionelle bei der Arbeit? Einfach Mädels die Aufmerksamkeit brauchen? Wir wissen es nicht. Trotzdem tanzten wir, bis der Club die Lichter anmachte und wir “nach Hause“ mussten – natürlich sicher im Taxi.
Samstagmorgen waren alle noch müde von der durchzechten Nacht, also war es ziemlich ruhig im Hostel. Vormittags machten wir uns dann aber doch mit einigen auf den Weg zu einem nahegelegenem Markt. Dort gab es echt alles. Mich hat das Gewusel und die verschiedenen Stände total in den Bann gezogen. Nach einem lokalen Mittagessen und einer Gesangseinlage dazu, ging‘s wieder zurück zum Viajero.
Pünktlich zu dem wichtigsten Spiel der Saison lag ich mit meinem Tablet in einer der Hängematten. Der FC Schalke 04 spielte zu Hause gegen Sankt Pauli und konnte mit einem Sieg den Aufstieg in die erste Liga, zu Hause im eigenen Stadion, fix machen. Das Spiel war unfassbar spannend: erst lag Schalke zurück, drehte dann aber noch die Partie. Rote Karten, Foulspiele und alles was dazu gehört inklusive. Ein Wechselbad der Gefühle für mich und wohl alle Schalke-Fans. Meine Mitbewohner im Hostel haben sich köstlich über mich amüsiert und kamen zwischendurch immer mal wieder fragen, wie es läuft. Als ich all die Fans zu Hause feiern sah, war ich ziemlich traurig darüber nicht im Stadion zu sein. Tja man kann nicht alles haben. Trotzdem bin ich super froh, dass Schalke den direkten Wiederaufstieg geschafft und im letzten Spiel der Saison gegen Nürnberg dann noch die Meisterschale geholt hat. Endlich mal wieder was zu feiern für uns Schalke-Fans (in den letzten Jahren ja leider eher rar gesät solche Momente). Im Hostel freute man sich für mich mit. Natürlich haben wir standesgemäß mit einem kühlen Blonden angestoßen.
Ganz so viel Zeit zum zelebrieren hatte ich aber gar nicht, da meine nächste private Salsa-Stunde anstand. Es hat so viel Spaß gemacht. Ihr müsst das unbedingt selbst mal ausprobieren, falls ihr das nicht schon gemacht habt. Das Gelernte konnte ich direkt abends im 1060 Club ausprobieren. Der Club war riesig: ein Dancefloor für Reggeaton, einer für Techno und einer für Salsa. Wir tanzten auf allen Ebenen und genossen die wahnsinnig coole Aussicht von der Dachterasse.
Wieder einmal etwas zu müde am nächsten Morgen, lud mich Linda, eine sehr nette Schweizerin, zum gemeinsamen Frühstück ein. Wir saßen gemütlich in einem Café-Garten, genossen die Sonne, den Kaffee und unterhielten uns über das Thema Reisen – was auch sonst. Sie war vorher in Chile klettern und schleppte noch die komplette Kletterausrüstung mit sich mit. Abermals eine sehr interessante Unterhaltung und ein sehr interessanter Mensch. Frisch gestärkt erkundeten wir noch etwas die Stadt, gönnten uns ein üppiges Abendessen und ließen die Nacht gemächlich an der Hostel-Bar ausklingen. Hier ein paar Eindrücke von dem Tag:
An meinem letzten Tag in Cali hatte ich ganze 3 Stunden Salsa-Unterricht. Intensiv, aber gleichzeitig so cool. Und ich hab es noch geschafft eine Free-Walking-Tour durch die Stadt zu machen. Es war ganz schön, noch etwas mehr über Cali zu erfahren. Besonders gut gefallen hat mir das lokale Essen/Trinken auszuprobieren und die riesige Trompeten-Skulptur, die der Band Niche gewidmet wurde. Steht man unter den Öffnungen der Trompete läuft dort Salsa-Musik. Vor Corona gab es auf dem Platz daneben auch noch jeden Tag kostenlosen Salsa-Unterricht – hoffentlich gibt‘s das bald wieder, der Ort ist wie geschaffen dafür. Der Typ mit der Schreibmaschine ist übrigens einer von vielen Männern, die auf einem Platz sitzen und allen helfen, die vorbeikommen und Hilfe bei offiziellen Schreiben oder ähnlichem brauchen. Oldschool, aber effektiv. Der letzte Stopp der Tour war eine kleine Druckerei, die noch mit altmodischen Druckpressen arbeitet und richtig geniale Poster entwirft.
An meinem letzten Abend waren Linda, zwei Franzosen und ich noch mal lecker essen – erneut mit einem tollen Ausblick von einer Dachterasse.
Den Tag drauf ging dann mein Flieger von Cali nach Bogota und von dort weiter nach Quito, der Hauptstadt von Ecuador. Ich freute mich gewaltig darauf, ein neues Land zu erkunden. Aber gleichzeitig war ich auch total traurig Kolumbien zu verlassen. Ein unglaublich tolles, vielfältiges Land mit herzlichen, hilfsbereiten, tollen Menschen. Für den Start meiner Weltreise hätte ich mir keinen besseren Ort aussuchen können. Ich bin dankbar für all die tollen Erfahrungen und Erlebnisse dort und die interessanten Menschen, die ich während meines Aufenthaltes kennenlernen durfte. Kolumbien wird immer einen speziellen Platz in meinem Herzen haben.